Jan  15

[Interview] Annina Braunmiller

15. Januar 2011 | 14:47 | Nachgefragt

Anfang Dezember hatte ich euch um Fragen für das Interview mit der Schauspielerin und Synchron-/Hörbuchsprecherin Annina Braunmiller gebeten.

Im Laufe der letzten Woche sind nun ihre (sehr ausführlichen) Antworten auf eure und meine Frage in meinem Postfach gelandet. Meiner Meinung nach ist dieses Interview echt toll geworden, sodass ich es euch nicht länger vorenthalten möchte.

An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an Sie, Frau Braunmiller, dass Sie sich für das Beantworten der vielen Fragen so viel Zeit genommen haben!

Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe das Interview gefällt euch und gibt euch einen kleinen Einblick in die Arbeit von Synchron- und Hörbuchsprechern. :)

War es schon immer Ihr Wunsch Synchron-/Hörbuchsprecherin und Schauspielerin zu werden? Oder kam das eher unerwartet? (Falls letzteres zutrifft: Wie ist es dazu gekommen?)
Schauspielerin wollte ich schon immer werden! Auch Sprechen hat mich schon immer begeistert, genauso wie vorlesen (habe früher all meinen Kuscheltieren Gute-Nacht-Geschichten vorgetragen) – aber dass das ein richtiger Beruf ist, wusste ich als ich jünger war natürlich nicht. Während meiner Musicalausbildung wurde mir jedoch klar, dass ich unbedingt in diese Richtung gehen wollte. Umso toller, dass es geklappt hat. Ich habe mit einem Regisseur zusammengearbeitet, der auch als Synchronsprecher tätig ist – und den hab ich gebeten, mich mal mit ins Studio zu nehmen. Und dann hab ich mich bei allen Studios vorgestellt. Grandioserweise haben die mir auch tatsächlich Jobs gegeben …

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf bzw. welche Tätigkeit gefällt Ihnen am Besten?
Es ist einfach toll, wie vielseitig die Sprecherei ist! Da gibt es Synchron, voice-over, Kommentar, Hörspiele, Hörbücher, Werbung … je nachdem setzt man die Stimme unterschiedlich ein. Aber welche Tätigkeit mir am Besten gefällt … ihr könnt mich doch nicht fragen, welches meiner Kinder ich am meisten liebe. :-)

Was ich an der Sprecherei auch so schätze, ist die Vielzahl an Rollen, die man hat. Manchmal fängt man den Tag als Zeichentrickfigur an und beendet ihn als Psychopatin oder als unglücklich verliebter Teenager … man kann ja viel mehr Rollen sprechen, als man in derselben Zeit spielen könnte. Außerdem klingt meine Stimme jünger und älter als ich tatsächlich bin. Da eröffnen sich zahlreiche Spielmöglichkeiten …

Gibt es auch etwas, das Ihnen an Ihrem Beruf nicht gefällt?
Eigentlich nicht. Aber fragt mich das, wenn ich einen schlechten Tag habe und mich total talentfrei fühle, oder die Meinung des Regisseurs nicht teile nochmal … Was mir nicht gefällt, ist der Preiskrieg, der in der Branche tobt.

Worin unterscheidet sich die Arbeit als Synchron- von der als Hörbuchsprecherin? Oder gibt es dort keine großen Unterschiede? Welche dieser beiden Tätigkeiten bevorzugen Sie?
Da gibt es sogar große Unterschiede!! Beim Synchron bin ich ja sehr an „meinen“ Schauspieler gebunden. Wenn der eine Pause macht, muss ich das auch tun, ob ich will oder nicht! Beim Hörbuch dagegen bin ich in meiner Interpretation vollkommen frei! Außerdem muss ich bei einem Hörbuch alle Rollen zum Leben erwecken und versuchen zu bedienen; beim Synchron habe ich ja immer nur einen Charakter.

Aber auch hier gilt: Ich liebe alles was mit Sprechen zu tun hat!! Und auch wenn es komplett unterschiedlich ist, macht mich beides gleichermaßen glücklich.

Haben Sie besondere Sprecherrituale, um sich auf die Arbeit einzustimmen?
Erzählt das nicht meiner Sprechtechniklehrerin, aber eigentlich nein … Natürlich versuche ich die Stimme in der Früh, falls ich gleich um 9 Uhr Studio habe ein bisschen aufzuwärmen, z.B. durch einsummen. Oder ich bringe meine Stimme mit einer Sprechübung „in den Körper“, so dass sie tiefer klingt. Manchmal sind meine Lippen auch artikulationsfaul, wenn ich viel gesprochen habe, dann animiere ich sie auch mit einigen Übungen, die ich in der Ausbildung gelernt habe. Aber jeden Tag 30 Minuten p-t-k-f-s-sch Übungen mache ich eher nicht mehr …

Wie bereiten Sie sich auf die einzelnen Projekte als Synchron-/Hörbuchsprecherin vor?
Bei großen Rollen sieht man sich den jeweiligen Film natürlich vorher an, damit man den Charakter kennen lernt und weiß, um was es geht. Aber das ist natürlich nicht immer möglich, dafür spricht man einfach zu viel und auch zu viele kleine Rollen; darum braucht man den Regisseur, der einem alles zur jeweiligen Figur sagt, was man wissen muss. Aber ich versuche schon, mir einiges vorher anzusehen, auch bei Serien, um ein Gespür für den jeweiligen Charakter zu bekommen.

Vor Twilight-Synchronisationen lese ich das jeweilige Buch, um mich so gut wie möglich auf Bella einlassen zu können. Bei einem Hörbuch lese ich mir das Buch natürlich vorher komplett durch – nehme ich ein gekürztes Hörbuch auf, lese ich es dennoch für mich vorher ungekürzt, um alle Figuren so gut wie möglich zu verstehen. Außerdem packe ich meine bunten Leuchtstifte aus und tobe damit durch das Script; jeder Charakter bekommt eine eigene Farbe in der ich die jeweilige direkte Rede leuchte, um bei den Aufnahmen sofort zu wissen, wann wer spricht um meine Stimme dementsprechend zu verstellen. (z.B. ist Edward blau, Bella orange, Jacob mintgrün und der jeweilige Bösewicht pink. Ich mag pink nicht … )

Wie ist es für Sie, in Filmen/Serien bzw. bei Hörbüchern Ihre eigene Stimme zu hören?
Am Anfang war das schon sehr bizarr! Mittlerweile habe ich mich an meine Stimme gewöhnt und weiß, wie ich klinge, sodass es eigentlich fast immer ein sehr schönes Gefühl ist. Meistens vergesse ich nach einer Weile, dass das meine Stimme ist, es sei denn, es kommt eine Szene, die ich besonders oft einsprechen musste, oder bei der etwas lustiges passiert ist; dann reißt es mich kurz aus der Handlung raus. Ganz schlimm ist es allerdings, wenn mir das Ergebnis nicht gefällt, dann leide ich beim Hören ziemlich …

Manchmal erschrecke ich beim Fernschauen fürchterlich, wenn ich mich plötzlich selbst höre, wenn ich nicht darauf vorbereitet war … aber meistens bin ich danach wie ein kleines Kind und freu mich tierisch … oder schimpf mich selbst aus, je nachdem, ob mir gefällt, was ich da höre …

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Das ist völlig unterschiedlich; als Sprecher ist man selbstständig, das heißt, es gibt keine geregelten Arbeitszeiten. Nur eines trifft fast immer zu: Entweder man hat gar nichts zu tun, langweilt sich und hat Angst, nicht mehr gebucht zu werden oder man hat so viel zu tun, dass man gar nicht weiß, wie man es schaffen soll. Heute zum Beispiel hab ich ausgeschlafen, sitze jetzt mit meiner Katze am Schreibtisch und erledige liegengebliebenen Papierkram (da liegt einiges … ) und werde mich dafür später mit Lieferservice und Film belohnen. Morgen mach ich dann weiter mit dem Papierkram und gehe dazwischen eine Stunde arbeiten. Also eine sehr gemütliche Zeit gerade. Aber noch im Dezember war ich wahnsinnig viel unterwegs und habe z.B. an einem Tag nicht nur 80 Seiten (ca. 100 Buchseiten) Eclipse eingelesen, sondern hatte danach noch eine Stunde Synchron und ein Probesprechen für eine neue Serie … Außerdem war ich letztes Jahr viel in Berlin zum Sprechen, hatte Lesungen und war auf Buchmessen … insgesamt bin ich 29 Mal geflogen – es ist toll soviel herumzukommen; nur fördert das nicht gerade einen „typischen Arbeitstag“. :-)

Was machen Sie sonst in Ihrer Freizeit, wenn Sie mal nicht mit dem Sprechen beschäftigt sind?
Da ich ein totales Winterkind im Herzen bin, genieße ich alles, was mit Schnee zu tun hat. Ich gehe sehr viel Eislaufen und versuche oft auf meinen Skiern zu stehen. Im Sommer bin ich am glücklichsten im Wasser. Außerdem habe ich ein Pflegepferd, das ich so oft wie möglich besuche um mit ihm auszureiten. Ich bin auch fest entschlossen, mir wieder ein Ballettstudio zu suchen … Meine Freunde (die meisten davon sind auch Sprecher) und ich sind leidenschaftliche Filme-Gucker, so dass wir sehr oft ins Kino gehen oder DVD-Abende machen.

Gefallen Ihnen die Bücher, die Sie bisher für Hörbücher eingelesen haben?
Ja! Ich habe auch ein neues Projekt, das mir sehr gefällt und auf das ich mich schon freue. Bisher hab ich ja nur Fantasy-Sachen eingelesen, aber da mir dieses Genre sehr gefällt, stört mich das nicht!

Lesen Sie auch privat Bücher wie „Twilight“ oder „Nach dem Sommer“? Oder haben Sie eigentlich einen ganz anderen Geschmack?
Generell lese ich privat gern und zwar alles Mögliche! Darunter aber eben auch Fantasy; ich hatte Twilight mal vor dem ganzen Hype in den Händen und hab’s wieder weggelegt, weil ich dachte, aus dem Alter sei ich raus. Als ich es dann doch gelesen hab, wurde ich eines besseren belehrt …

Gibt es unter den Charakteren, die Sie bisher gesprochen haben (egal ob als Synchron- oder Hörbuchsprecherin), einen, der Ihnen besonders gefallen hat? Oder einen, den Sie überhaupt nicht mochten?
Puh … schwierig. Bella mag ich sehr, ich bin ja auch sehr eng mit ihr verbunden. Aber manchmal würde ich die Gute gern an den Schultern packen und schütteln … zumindest bei den Hörbüchern. :-) Kahlen Amnell aus Legend of the Seeker lag mir sehr am Herzen. Und Sonny Munroe finde ich manchmal anstrengend, weil sie so viel rumschreit; dennoch mag ich sie (Demi Lovato).

Eigentlich hab ich schon großes Glück; es gab noch nie eine richtig doofe Rolle. Und wenn es mal ein eher bescheidener Film/Rolle ist, ist es mitunter im Studio besonders lustig!

Gibt es Szenen, die Ihnen beim Sprechen besonders schwer oder besonders leicht fallen?
Ich glaube, leiden liegt mir … Also umso mehr Gefühle/Drama/Herzschmerz/Panik, umso besser kann ich mich rein stürzen … grundsätzlich gilt eigentlich – umso mehr Emotionen, umso mehr kann man als Sprecher rausholen, sich austoben. Am aller schwersten sind ganz normale Sätze! (In Eclipse habe ich keinen Satz so oft sagen müssen wie das „Es ist wunderschön hier“-aus dem Off zu Jacob. Obwohl’s eigentlich ein total einfacher Take war … ) Bei Comedy muss ich mich manchmal hochschaukeln, um richtig „drauf zu hauen“. Die leisen, ehrlichen Töne fallen mir leichter. Aber ich glaube, das geht vielen Sprechern so!

Gibt es eine berühmte Persönlichkeit, der Sie gerne einmal Ihre Stimme leihen würden oder ein Buch, das Sie gerne einlesen würden?
Uiuiui … da muss ich drüber nachdenken … ich würde sehr gern Melanie/Wanderer aus The Host sprechen, oder noch lieber selber Spielen. Eine großartige Rolle. Ansonsten sind all die Bücher, die mir am Herzen liegen, schon eingesprochen. Aber wer weiß, was in Zukunft noch geschrieben wird …

Auf welche Produktionen mit Ihnen oder Ihrer Stimme dürfen wir uns in Zukunft freuen?
Am 20.01.2011 erscheint Bis(s) zum Abendrot, zudem nehme ich bald ein neues Hörbuch auf: Der Junge aus dem Meer. Auch in den kommenden Hörspielfolgen von Dragonbound bin ich wieder als Sarah zu hören. Für Titania-Medien habe ich eine der Hauptrollen in Das Gespenst von Canterville übernommen, das Hörspiel wird im März veröffentlicht. Außerdem läuft die 2. Staffel von Sonny Munroe, man kann mich in den Serien Victorious (als Jade – herrlich bösartige Rolle), Primeval (als Jess) und Friday Night Lights (auch als Jess) hören. Zudem geht 90210 (ich spreche Silver) in die 3. Staffel. In der Augsburger Puppenkiste hört man mich derzeit als Hermia in Shakespeares Ein Sommernachtstraum und ich spreche und singe die Hauptrolle in Steffie- ein Sommermärchen, eine Puppenkistenproduktion zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, die mir ganz besonders am Herzen liegt!

Haben Sie ein Lieblingsbuch und/oder –autor?
Einige! The Magician’s Nephew von C.S. Lewis ist ein zauberhaftes Buch, genauso wie Die Braut des Prinzen von William Goldman. Derzeit hat es mir besonders die Rubinrot-Trilogie von Kerstin Gier angetan. Aber auch Harry Potter hab ich begeistert gelesen, sowie His Dark Materials I-III. Und ich liebe Jane Austen, insbesondere Pride & Prejudice (Stolz & Vorurteil).

Wenn Sie einen Tag in die Rolle irgendeiner Figur aus einem Buch oder Film schlüpfen könnten, welcher wäre es?
Arielle die Meerjungfrau. Oder Mary Poppins. Oder doch Bella, ich würde gern mal mit Edward durch die Gegend rennen, in dem Wissen, für alle Zeiten geliebt zu werden. Aber ich würd auch gern mal fliegen können, wie Superman.

Mit welcher Person (tot oder lebendig) würden Sie gerne mal einen ganzen Tag verbringen, wenn Sie könnten und warum?
Konrad Adenauer, ein großartiger, intelligenter Querkopf. Man muss nicht alles in seiner Politik billigen, aber ein Mensch der Sachen wie „Die einen kennen mich, die anderen können mich mal“ oder „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“ sagt, ist sicher ein interessanter Gesprächspartner. Und Loriot. Weil er meine Kindheit und Jugend so sehr bereichert hat.

Gibt es sonst noch etwas, das Sie uns über sich oder Ihre Arbeit mitteilen möchten?
Ich weiß, dass ich sehr großes Glück habe, da ich mein Geld mit etwas verdiene, was ich liebe. Das würde ich allen Menschen gönnen. Es gibt einen Spruch: „Ein verfehlter Beruf verfolgt uns ein Leben lang“; ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen das berücksichtigen, dann wären wir sicher eine glücklichere Gesellschaft.

Außerdem möchte ich mich bedanken – als Sprecher bleibt man normalerweise immer im Hintergrund und wird kaum wahrgenommen. Durch Twilight hat sich das für mich verändert. Und es ist ein wunderschönes Gefühl zu hören/lesen/erfahren, dass es Menschen gibt, die meine Arbeit schätzen!

Nov  15

[Interview] Christoph Marzi

15. November 2010 | 09:58 | Nachgefragt

Anlässlich des heute erscheinenden neuen Jugendbuches von Christoph MarziGrimm – hatte ich die Möglichkeit ein Interview mit ihm zu führen. An dieser Stelle aber zuerst nochmal ein großes Dankeschön an Herr Marzi für die tollen und teilweise sehr ausführlichen Antworten!

Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe auch dieses Interview gefällt euch! tongue Ich war danach jedenfalls noch gespannter auf das Buch als ohnehin schon.

Bald erscheint Ihr neuer Roman „Grimm“. Erzählen Sie uns doch etwas darüber. Was hat sie z.B. zu dieser Geschichte inspiriert? Warum der Bezug zu den Brüdern Grimm?
Vesper Gold, die siebzehnjährige Tochter einer berühmten Konzertpianistin und eines Regisseurs, lebt in Hamburg, nachdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Eines Tages erfährt sie vom Tod ihres Vaters und gleichzeitig taucht ein unbekannter Verfolger auf. Es wird gemunkelt, dass Wölfe in den Großstädten auftauchen. Ziemlich schnell wird sie in einen Strudel von Ereignissen hineingezogen, die alle mit den alten Märchen zu tun haben scheinen. Darüber hinaus fallen plötzlich alle Kinder in einen Tiefschlaf, aus dem sie nicht mehr erwachen. Und Vesper muss erkennen, dass ihr selbst eine Schlüsselrolle in diesen Ereignissen zukommt. Mehr wird an dieser Stelle noch nicht verraten.

Die Idee zu dieser Geschichte kam mir schon vor Jahren. Wie immer war es eine Frage, die am Anfang stand. „Was wäre wenn …“, so fängt es meistens an. Was wäre, wenn das, was in den alten Märchen steht, gar keine Erfindung ist, sondern eine Art Dokumentation. Was wäre, wenn die Figuren, die wir seit unserer Kindheit kennen, tatsächlich existieren? Wie würden die Menschen heute damit umgehen? Wie wären sie in der Vergangenheit damit umgegangen? Und was würden die Märchenfiguren tun, wenn die Menschen ihnen feindlich gesonnen wären. Das alles waren die Fragen, die zur Geschichte führten. Dass dabei die Brüder Grimm ins Spiel kamen – und einige andere Autoren ebenso – lag irgendwie auf der Hand.

Da „Grimm“ nun schon bald erscheint, ist die Arbeit daran sicher schon lange abgeschlossen. Planen Sie schon einen weiteren neuen Roman? Wenn ja, können Sie uns schon etwas darüber verraten?
Ich schreibe gerade an einem neuen Roman, über den ich allerdings nicht viel verraten werde. Ich befinde mich derzeit aber gerade wieder in London. Einem London, das seinen verlorenen Himmel wiedergefunden hat. Ach ja, und es ist ein eigenständiger Roman, keine Fortsetzung.

Wie planen sie Ihre Romane?
Wie oben erwähnt. Am Anfang steht meistens die Frage „Was wäre, wenn …“. Der Rest ergibt sich dann irgendwie. Ich neige nicht zu übermäßig starkem Plotting und konzentriere mich lieber auf das Storytelling. Heißt: ich schreibe von Kapitel zu Kapitel, kenne Szenen wie das Ende und vieles andere auch, dennoch bleiben die Verbindungen der Szenen spontan. Ich kann mich also selbst beim Schreiben noch überraschen. Das ist sehr wichtig.

Sie sind ja inzwischen schon seit mehreren Jahren als Schriftsteller tätig. War das schon immer Ihr Traum?
Ja, definitiv, ja. Ja, ja, ja. Ausrufezeichen!

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?
Es macht einfach Spaß, sich all diese Sachen auszudenken. Das ist etwas, das ich schon immer gerne getan habe.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie mal nicht mit dem Schreiben beschäftigt sind?
Ich führe ein ganz normales Leben in der realen Welt. Die virtuelle Welt ist nicht unbedingt mein Zuhause; heißt: ich bevorzuge es, nicht in einem Second Life im Internet zu vergammeln.

Gibt es einen Roman unter Ihren eigenen, den sie besonders mögen oder mit dem Sie besonders zufrieden sind? Wenn ja, warum?
Darauf ist es schwierig, eine Antwort zu finden, weil einem alle Bücher ans Herz wachsen. Aber um nicht unkonkret zu bleiben: von den Romanen mag ich Fabula und Lyra sehr gern, weil die Protagonisten mir selbst, denke ich, am ähnlichsten sind. Ich liebe Musik und die Songtexte in Lyra zu schreiben hat außerordentlich Spaß gemacht – und ich war ganz vernarrt in den Friedhof und den Leuchtturm nahe Ravenscraig. Darüber hinaus ist Nimmermehr nach wie vor einer meiner Lieblingsgeschichten, nicht zuletzt, weil sehr viel vom Leben meiner Großeltern in ihnen steckt, kunstvoll als faustdicke Lüge verpackt, aber so wahr, wie es nur sein kann. Und Helena und die Ratten in den Schatten habe ich für meine jüngsten Töchter geschrieben, auch da steckt sehr, sehr viel Herzblut drinnen. Und Heaven ist – bisher – meine liebste Reise nach London.

Gibt es in Ihren Romanen einen Charakter, den sie besonders schätzen? Falls ja, warum?
Colin Darcy, weil er so ist, wie er ist. Danny Darcy, weil ich mir sofort seine Musik anhören würde. Helena, weil sie abenteuerlustig und mutig ist. Mortimer Wittgenstein, weil er einen wahnsinnig guten Humor besitzt. Livia Lassandri und Sunny Darcy, weil sie den Jungs zeigen, wo es langgeht. Vesper Gold, weil sie ein Mädchen mit Prinzipien ist. Leander Nachtsheim, weil er so neugierig ist.

Welche Szene fiel Ihnen beim Schreiben am schwersten? Oder am leichtesten?
Die Frage kann ich leider gar nicht beantworten. Es gibt bei jedem Buch Szenen, die einen länger beschäftigen, und andere, die einem leicht von der Hand fließen. Die Schlussszene in GRIMM liefert sicherlich das offenste Ende, das ich jemals geschrieben habe, wenngleich das Ende für mich ganz eindeutig ist. Ich bin gespannt, wie die Leser das sehen.

Haben Sie ein Lieblingsbuch und/oder –autor?
Ich gehöre zu den Menschen, die primär alles toll finden. Ich kann mich für fast alles begeistern, was einem das Leben eindeutig leichter macht. Sich da auf jemanden festzulegen, ist schwierig. Ich kann eine Reihe von Autoren auflisten, doch dann laufe ich Gefahr, irgendeinen zu vergessen. Trotzdem, ein Versuch: Stephen King (hat mich mit fünfzehn zum Schreiben gebracht), John Irving, T.C. Boyle, Margaret Atwood, Charles Dickens, Michael Chabon, Paul Auster, Rudyard Kipling, Nicholas Christopher, Susanna Clarke, Marcus Sedgwick, Michael Ende, Otfried Preußler, Michael Crichton, Henry Rider Haggard, Neil Gaiman, Peter Straub, J.K. Rowling, Clive Barker – meine Güte, die Liste könnte man ewig fortsetzen.

Und bei den Lieblingsbüchern sieht es ähnlich aus. Auch hier ein Versuch: Garp und wie er die Welt sah von John Irving , Worlds End von T.C. Boyle , Mr. Vertigo von Paul Auster , Veronica von Nicholas Christopher , Wonder Boys, Schurken der Landstraße und Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay von Michael Chabon, David Copperfield und Große Erwartungen von Charles Dickens , Es von Stephen King , Anansi Boys von Neil Gaiman , Eaters of the Dead von Michael Crichton , Die wilden Strolche und Die Geisterbibliothek von David Melling , Irgendwie Anders von Chris Riddell , Die geheime Geschichte von Donna Tartt . Und Tausende mehr …

Wenn Sie einen Tag in die Rolle irgendeiner Figur aus einem Buch oder Film schlüpfen könnten, welcher wäre es?
Ich würde mit Jeff „El Duderino“ Lebowsky auf die Bowling-Bahn gehen. Das wäre sehr entspannend, denke ich. Darüber hinaus wäre eine Reise in der TARDIS ganz oben auf der Liste.

Mit welcher Person (tot oder lebendig) würden Sie gerne mal einen ganzen Tag verbringen, wenn Sie könnten und warum?
Eine Liste: Stephen King, David Tennant, Judi Dench, Alan Rickman, Sean Connery, Michael Chabon, Margaret Atwood, Neil Gaiman und Helen Mirren. Warum? Na, das kann man sich wohl denken …

Ein paar meiner Leser schreiben selbst auch. Haben Sie ein paar Tipps für sie?
Ja, hört nie damit auf, wenn es euch Spaß macht. Und bringt zu Ende, was ihr begonnen habt. Seid offen für Kritik. Und lasst euch nicht entmutigen. Schreibt mit Herz und Verstand und am besten für euch selbst.

Sep  04

[Interview] Nina Blazon

04. September 2010 | 22:11 | Nachgefragt

Es hat zwar eine Weile gedauert, aber hier ist es endlich, das Interview mit Nina Blazon! Ich habe viele Fragen gestellt und Frau Blazon hat sie alle beantwortet. Aus diesem Grund noch einmal ein großes Dankeschön an Frau Blazon für das tolle und interessante Interview!

Hier kommen die Fragen und Antworten. Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe das Interview gefällt euch! tongue

Bald erscheint Ihr neuer Roman „Ascheherz“, der in der gleichen Welt wie „Faunblut“ spielen wird. Können Sie uns noch etwas mehr über dieses Buch oder seine Handlung verraten?
Dafür ist es tatsächlich noch ein bisschen früh, da bitte ich noch um etwas Geduld bis zur offiziellen Vorankündigung des Verlags. Auf jeden Fall wird eine weiße Zitadelle eine wichtige Rolle spielen, und ein Mädchen, das sich auf die gefährlichste Reise begibt, die ein Mensch antreten kann.

Da „Ascheherz“ schon im Dezember erscheinen soll, ist die Arbeit daran sicher schon bald abgeschlossen. Planen Sie schon einen weiteren neuen Roman? Wie planen sie Ihre Romane überhaupt?
Da die Verlage in ihrer Planung einen langen Vorlauf haben, ist tatsächlich schon der nächste Roman angedacht. Allerdings mache ich nach Ascheherz jetzt erst einmal eine Sommerpause und lasse die Tastatur ein paar Wochen ruhen. Die Planung eines neuen Romans verläuft eigentlich eher unspektakulär. Wenn der Verlag die Idee gut findet und das Exposé abgesegnet ist, wird ein Abgabetermin vereinbart. Dann plane ich meine Schreibzeit danach ein. Normalerweise habe ich für jeden Tag ein Durchschnittspensum, mit dem ich kalkuliere, und weiß dann, wie lange ich in etwa schreiben werde. Ziemlich bürokratisch, nicht wahr? ;-)

Einige Leser waren von „Schattenauge“ sehr begeistert und würden sich über eine Fortsetzung freuen. Wird es eine geben?
Schattenauge war von Anfang an als Einzelroman geplant, es wird also bei diesem Buch bleiben.

Sie sind ja inzwischen schon seit mehreren Jahren als Schriftstellerin tätig. War das schon immer Ihr Traum?
Geschrieben habe ich zwar schon als Jugendliche gerne, aber zum Traum wurde es erst viel später. Da arbeitete ich schon als Journalistin und später als Texterin in einer Agentur.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?
Bei den Romanen mit historischem Thema: das Recherchieren. Und natürlich die Freiheit, auf dem Papier ganz neue Welten und Figuren zum Leben zu erwecken, das macht jedes Mal wieder sehr großen Spaß. Und allgemein gefällt mir die Tatsache, dass ich entscheiden kann, wie viel und wann ich schreibe und die Arbeitszeit dann auch wirklich effektiv nutzen kann.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie mal nicht mit dem Schreiben beschäftigt sind?
Am liebsten sitze ich in einem Café und lese Zeitungen und Zeitschriften. Bücherlesen ist auch sehr schön – oder Reisen (am liebsten in nordische Gefilde, z.B. nach Schweden).

Gibt es einen Roman unter Ihren eigenen, den sie besonders mögen oder mit dem Sie besonders zufrieden sind? Wenn ja, warum?
Besonders zufrieden bin ich zum Beispiel mit der Totenbraut. Einfach, weil sehr viel Recherche darin steckt und weil von den Lesern so schöne Rückmeldungen zu diesem „Ur-Vampir“ kommen, dass ich das Gefühl habe: Jede Stunde Arbeit am Manuskript hat sich gelohnt.

Gibt es in Ihren Romanen einen Charakter, den sie besonders schätzen? Falls ja, warum?
Krystian aus Das Amulett des Dschingis Khan;. Ich schätze ihn, weil er so spröde und dickköpfig ist und mir beim Schreiben so seine Probleme gemacht hat mit seinem Jähzorn und dieser Art, immer mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Er war eine richtige Herausforderung. Ähnlich ging es mir mit Jasna aus der Totenbraut.

Welche Szene fiel Ihnen beim Schreiben am schwersten?
Eine Szene aus Im Labyrinth der alten Könige, in der ich meine Lieblingsfigur dieses Buch tatsächlich sterben lassen musste.

Haben Sie ein Lieblingsbuch und/oder –autor?
So einige! Allen voran Malindi von Troy Blacklaws, dann Sightseeing von Rattawut Lapcharoensap (schööön langsam aussprechen ;-)), Geheimnisse von Nurrudin Farah, Einmal von Morris Gleitzman, Niemalsland von Neil Gaiman und Krabat von Otfried Preußler.

Wenn Sie einen Tag in die Rolle irgendeiner Figur aus einem Buch oder Film schlüpfen könnten, welcher wäre es?
Ein Tag als Hobbit im Auenland würde mir gut gefallen!

Mit welcher Person (tot oder lebendig) würden Sie gerne mal einen ganzen Tag verbringen, wenn Sie könnten und warum?
Mit David Copperfield. Ich finde die Arbeit eines Illusionisten faszinierend und würde gerne an diesem Tag hinter die Kulissen seiner Show blicken und herausfinden, wie die spektakulärsten Tricks funktionieren.

Ein paar meiner Leser schreiben selbst auch. Haben Sie ein paar Tipps für sie?
Ein ernst gemeinter Tipp: Nicht gleich mit dem allerersten Schreibversuch an einen Verlag herantreten, sondern dieses Werk erst einmal in die Schublade legen und ein zweites schreiben. Danach merkt man schon, wie viel man von Buch zu Buch beim Schreiben lernt und wie sehr man sich weiterentwickelt. Kurz: Erst einmal die Leidenschaft fürs Schreiben pflegen und sich entwickeln lassen. Spaß daran haben. Handwerk lernen. Schreibratgeber sind nützlich, ehrliche Testleser auch, entmutigend langwierige Überarbeitungsphasen und Zweifel sind völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung. Einfach weiterschreiben!

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