Zu Beginn wurde ein wenig über das Buch und das Leben des Autors im Allgemeinen geplaudert. Beziehungen sind ein interessantes und vor allem unerschöpfliches Thema für viele Autoren, selbst wenn deren eigenes (Liebes)Leben manchmal katastrophal ist. Auch David Nicholls liebt es Liebesgeschichten zu erzählen, möchte ihnen aber immer einen gewissen Twist verleihen.
Er wurde unter anderem gefragt, wie es ihm nach seinem Weltbestseller nun beim Schreiben erging. Er erzählte, dass er sehr lange mit dem Buch auf Tour war, dann viel in die Arbeiten am Film involviert war und danach weiter getourt ist. Es war schwierig für ihn sich davon zu lösen. Er hat an einigen Drehbüchern gearbeitet, war jedoch immer enttäuscht, weil seine Arbeit ihm nicht gut genug war. Er wollte keinen Flop fabrizieren. Wir sollten das nicht falsch verstehen, er wolle sich auf keinen Fall beklagen, denn er ist sehr dankbar für die tollen Erfahrungen und dafür, dass fast schon zu viele Leute sein Buch gekauft haben. *g* Dadurch konnte er sich nämlich die Zeit nehmen etwas zu schreiben, dass er schließlich wirklich gut genug fand und das kein Abklatsch von Zwei an einem Tag war.
Nach diesem ersten kurzen Interviewpart wurde dann der Anfang des Buches auf Deutsch vorgetragen und die Szene erntete viele Lacher. Auf eine kurze Zusammenfassung des weiteren Verlaufs folgte ein weiterer, ebenfalls recht amüsanter Ausschnitt auf Deutsch.
Anschließend wurde das Gespräch fortgesetzt. Die erste Frage war, ob er von Anfang an geplant hatte eine Künstlerin und einen Wissenschaftler zu verkuppeln oder ob sich das beim Schreiben so entwickelt habe. Für David Nicholls war vor allem wichtig, dass die beiden neuen Hauptfiguren einen Kontrast zu Emma und Dexter bildeten. Douglas sollte zudem etwas gewöhnlicher, konservativer und weniger mit der Kunst verbunden sein als bisherige Figuren. Außerdem sollte er ein Gegenpol zu Connie sein. Ursprünglich hatte er den Roman sogar ohne Connie und aus einer personalen Erzählperspektive heraus schreiben wollen. Das war ihm dann aber doch zu distanziert und er beschloss sich stärker den Gedanken und Gefühlen von Douglas zu widmen, gerade in Bezug auf Connie, sodass der Fokus nicht mehr nur auf der Beziehung zwischen Vater und Sohn lag.
In seinen Romanen stecken viele eigene Erfahrungen, aber auch ebenso viel ist einfach Fiktion. Einige peinliche Momente sind ihm selbst so passiert, doch Douglas‘ Reaktionen sind nicht unbedingt die seinen. Mehrheitlich sind die Situationen allerdings frei erfunden. Dennoch ist er grundsätzlich der Auffassung, dass es unmöglich ist sich selbst überhaupt nicht in die Figuren einzubringen.
Die Trennung der Protagonisten war ein wichtiger Bestandteil der Handlung. Da sie bereits verheiratet waren, konnte er sich nicht, wie sonst, darauf konzentrieren, ob sie zusammen kommen oder nicht. Er wollte eine andere Struktur ausprobieren und musste Spannung aufbauen um Emotionen und Dramatik zu erzeugen. Zudem wollte er einmal andere Aspekte einer Liebesgeschichte erforschen. Sein Hauptmotiv war die Frage: Sollten sie noch länger zusammen bleiben?
Im Folgenden wurde wieder aus dem Buch gelesen. Zunächst eine sehr kurze Szene auf Englisch, die der Autor selbst vortrug, danach eine Szene aus Amsterdam auf Deutsch, bei der der Autor sehr aufmerksam zuhörte.
Im Anschluss wurde die Unterhaltung wieder aufgenommen. Das Hotel aus der letzten Szene gibt es wirklich, er hat die Ausstattung nur überspitzt dargestellt. Die verschiedenen Orte im Buch sind alle real und er hat sie alle während der Tour zu Zwei an einem Tag besucht. David Nicholls liebt Städte und reist sehr gern und den Enthusiasmus dafür wollte er anderen mit seinem Buch vermitteln. Vor der Lesung hat er sich in den drei Stunden, die ihm zur Verfügung standen, deshalb auch so viel wie möglich von Berlin angesehen.
Darüber hinaus wollte er sehr menschliche Charaktere erschaffen. Das ist stets sein Ziel und er freut sich immer zu hören, wenn Leser sich tatsächlich mit ihnen identifizieren können. Ferner bevorzugt er einen bittersüßen Ton. Er will also nicht nur humorvoll schreiben, sondern eine gute Mischung aus Komik und Ernst, Schmerz und Freude erreichen.
Des Weiteren sprach er über seine Arbeit als Drehbuchautor und den großen Unterschied zum Schreiben von Romanen. Bei ersterem geht es vor allem um Struktur, wie bei einem technischen Vorgang, während ein Roman viel persönlicher ist. Bei einem Drehbuch kostet eine Szene im Regen vor allem Geld, man braucht eine Regenmaschine und alle Kostüme in mehrfacher Ausführung. Dort kommt dann immer gleich eine Diskussion auf: Muss es wirklich unbedingt regnen? Bei einem Roman ist das ganz unproblematisch, da sind es nur Worte. Es sind also völlig andere Denkweisen. Er liebt beides, in einem Roman steckt seiner Meinung nach aber viel mehr Seele. Wenn er Deadlines einzuhalten hat, schreibt er in der Regel morgens an dem Drehbuch und abends an dem Roman.
Dann war die Zeit leider auch schon vorbei, doch der Autor nahm sich natürlich noch die Zeit für Photos und um Bücher zu signieren. Auch ich nutzte die Gelegenheit und kaufte mir ein Exemplar von Drei auf Reisen, das nun mit einer persönlichen Widmung versehen in meinem Regal steht.
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