Aug  25

[Lesung] Isabel Bogdan

25. August 2020 | 21:06 | Erlebt

Am 09. März 2016 habe ich in der Buchhandlung ocelot in Berlin die überaus gut besuchte Lesung der Autorin und Übersetzerin Isabel Bogdan aus ihrem kürzlich erschienenen Roman Der Pfau besucht. Nach einer kurzen Vorstellung der Autorin durch die Moderatorin Katy Derbyshire, selbst Übersetzerin, erzählte sie ein wenig über sich und ihr neues Werk.

Das schottische Setting kenne sie deshalb so gut, weil sie selbst auf genau dem gleichen Anwesen gewesen sei. Dort habe man ihr die Geschichte von dem verrückten Pfau erzählt und sie habe sie so abgefahren gefunden, dass sie unbedingt ein Buch daraus habe machen wollen, natürlich mit Erlaubnis. Ursprünglich sei nur eine kurze Geschichte geplant gewesen, später habe sie dann einen Roman daraus gemacht. Um ihn jemals fertig zu schreiben, habe sie jedoch den Termindruck gebraucht, daher habe sie sich eine Agentin geholt – weniger für die Verlagskontakte, sondern hauptsächlich zum Peitsche schwingen.

Auf die Bitte der Moderatorin trug Isabel Bogdan dann in sehr amüsantem Ton den Anfang des Buches vor und erntete dabei viele Lacher. Danach setzen die beiden ihr Gespräch fort, das die ganze Zeit über ausgesprochen unterhaltsam war.

Das Cover liebe die Autorin total, im Sommer könne man damit bestimmt sogar super flirten. Die Moderatorin möge hingegen vor allem das authentische Setting, einschließlich der ungenügenden Sanitäranlagen. Isabel Bogdan habe über diese Klischées gar nicht nachgedacht, weil sie bereits seit 25 Jahren zu diesem Anwesen fahre und daher alles genau kenne. Das Anwesen sei gefühlt am Ende der Welt, also sehr abgeschieden, trotzdem sei Leben in der Bude, da die Tür immer offen stehe. Deshalb fahre sie da auch so gerne hin.

Welche Schauspieler sie sich für ihre Figuren wünschen würde? Die Autorin hatte etwas Mühe darauf eine Antwort zu finden, da sie keine große „Filmguckerin“ sei. Sie könne sich Charlotte Rampling als Lady, Andie MacDowell als die Chefin und Emma Watson als Teambuilderin vorstellen. Als Lord würde sie sich Alan Rickman wünschen, sofern das noch möglich wäre. „Wenn die BBC das dann jetzt bitte kaufen würde?“

Schreiben und Übersetzen seien für sie zwei völlig verschiedene Sachen und beide auf ihre eigene Weise sehr schwierig. Wie wahrscheinlich nahezu jeder andere Übersetzer, habe sie es immer gehasst gefragt zu werden, ob sie nicht auch einmal etwas Eigenes schreiben wolle, weil dadurch unterschwellig suggeriert werde, dass jeder Übersetzer eigentlich lieber selbst schreiben würde und vielleicht nur nicht dazu in der Lage sei. Tatsächlich sei sie eher über das Bloggen als das Übersetzen zum Schreiben gekommen und habe es irgendwann einfach einmal ausprobieren wollen etwas Fiktionales zu schreiben. Nachdem sie als Übersetzerin immer fremde Stimmen hätte nachahmen müssen, habe sie als Autorin aber erst einmal ihren eigenen Stil finden müssen. Der „Sound“ sei hingegen durch die Figuren vorgegeben gewesen und sie habe versucht einen britischen, ironischen und unterkühlten Ton anzuschlagen.

Isabel Bogdan habe eigentlich immer geglaubt, dass Schreiben viel schwieriger sei als Übersetzen, Zoë Beck sei da jedoch anderer Meinung gewesen: Sie könne ihre Gedanken als Autorin so zum Ausdruck bringen, wie sie es wolle, während ein Übersetzer darüber nachdenken müsse, wie der Autor etwas auf Deutsch ausgedruckt hätte, wenn er das Buch auf Deutsch geschrieben hätte. Wenn sie [Zoë Beck] Mist schreibe, könne sie es einfach löschen, ein Übersetzer könne es hingegen höchstens schön umschreiben, müsse aber grundsätzlich auch inhaltlichen Blödsinn drin lassen. Zoë Beck habe Isabel Bogdan demnach einen neuen Blickwinkel gezeigt, als sie beim Shoppen einmal darauf zu sprechen kamen.

Es folgte ein weiterer, in der Tat sehr amüsanter Ausschnitt aus Der Pfau, der laut der Moderatorin immer lustiger werde, ehe das Interview fortgesetzt wurde.

Der Lord und die Lady hätten, im Unterschied zum Anwesen, keine realen Vorbilder und seien somit rein fiktiv. Die Banker haben einen größtmöglichen Gegensatz zum einfachen Leben auf dem Land bilden sollen und seien das eleganteste gewesen, das ihr eingefallen sei. Für die Autorin hätten auch alle Figuren ein konkretes Gesicht gehabt, obgleich im Buch selbst keine Äußerlichkeiten beschrieben werden.

Beim Schreiben habe es sie sehr beruhigt, dass andere Autoren ebenfalls behaupteten, gar nicht zu wissen, wie das eigentlich gehe, denn so sei es auch Isabel Bogdan gegangen. Insgesamt habe sie während des Prozesses allerdings kaum Dinge streichen müssen, abgesehen von einer Randfigur, die ihr kurzzeitig durch den Kopf gegangen sei.

Was sie den Übersetzern ihres Romans raten würde? Sie würde einfach darauf vertrauen, dass sie ihren Job richtig machen, weil sie sich das auch immer erhoffe. Es sei ihr auch nicht schwer gefallen das Buch für die Hörbuch-Produktion in gewisser Weise aus der Hand zu geben. Christoph Maria Herbst verstehe schon etwas von seinem Handwerk.

Zum Ende der Lesung betonte die sympathische Autorin noch einmal, wie sehr sie sich über die große Begeisterung der Leser, des Handels und der Internetgemeinschaft freue. Sie könne es immer noch nicht ganz begreifen und habe nicht mit diesem Erfolg gerechnet. Sie freue sich über jede Rezension, solange sie freundlich sei. Das Medium, also ob Blog oder Zeitung, wäre ihr egal, entscheidend sei allein die Qualität. Über manch eine Blog-Rezension freue sie sich ebenso sehr wie über eine Besprechung in einer Zeitung. Sie könne aber auch verstehen, wenn Blogger, die sonst nur Fantasy lesen, mit ihrem Buch nicht viel anfangen können.

Isabel Bogdan wollte auch 2016 wieder auf dem besagten Anwesen Urlaub machen und habe auch keine Angst vor neuen Pfau-Touristen. Schade sei nur, dass die Original-Gastgeber kein Deutsch und daher auch das Buch nicht lesen könnten, auch wenn sie natürlich ein Exemplar von ihr bekommen hätten.

Jul  03

[Lesung] Julie Kagawa

03. Juli 2020 | 23:55 | Erlebt

Am 28. Oktober 2015 kam Julie Kagawa, die Autorin so bekannter Fantasy-Reihen wie Plötzlich Fee, Unsterblich und Talon, nach Deutschland und las unter anderem auch in Berlin, sodass ich ebenfalls die Gelegenheit hatte die Autorin einmal persönlich zu treffen.

Die Lesung fand in einer Art Bar mit dem schönen Namen „Mein Haus am See“ und einer recht schummrigen Atmosphäre statt. Sie war sehr gut besucht und begann, wie so oft, mit einer kurzen Vorstellung der Autorin, in diesem Fall durch die LiteraturInitiative Berlin. In Deutschland und Berlin sei sie zum ersten Mal, deshalb freue sie sich auch sehr darauf sich am nächsten Tag die Stadt anzusehen. Auf Nachfrage bestätigte die Autorin, dass die Plötzlich Fee Reihe definitiv beendet sei. Sie habe damit abgeschlossen und die Charaktere an einer guten Stelle zurückgelassen.

An diesem Abend ging es daher vor allem um ihren Roman Talon – Drachenzeit, den ersten Band ihrer damals neuen Reihe, der genau ein Jahr zuvor auf Englisch erschienen war und nun ebenfalls kurz vorgestellt wurde. Im Mittelpunkt stünden die beiden Zwillinge Ember und Dante, die etwas ganz Besonderes seien. Es handele sich bei ihnen um Dachen, die Menschengestalt annehmen könnten und nun ein Jahr unter Menschen leben dürften.

Im Anschluss beantwortete die Autorin ein paar erste Fragen zu sich und ihrer Arbeit. Sie liebe es Jugendbücher zu schreiben, einschließlich des ersten Kusses und der ersten Liebe, weil Bücher für diese Altersgruppe so viele Möglichkeiten bieten würden. Sie fühle sich damit deutlich wohler und habe eher Schwierigkeiten damit für Erwachsene zu schreiben. In ihren Werken müsse auch immer ein phantastisches Element enthalten sein. Sie habe zwar versucht zeitgenössische Geschichten zu schreiben, es habe aber immer irgendetwas gefehlt bzw. es seien dann eben trotzdem Vampire oder Feen aufgetaucht. Sie schreibe einfach, was sie selbst am liebsten lese.

Sie sei ein echter Geek, weshalb, neben Büchern und Filmen, auch Animes und Videospiele sie sehr oft inspirieren würden, vor allem wenn ein Spiel eine tolle Geschichte erzähle und Charaktere habe, mit denen man sich gut identifizieren könne, sodass man kaum noch aufhören könne zu spielen.

Drachen hätten sie schon seit ihrer Kindheit begeistert, weil es so komplexe, mythologische Wesen seien, so unterschiedlich wie Smaug (Der Hobbit) und Ohnezahn (Drachenzähmen leicht gemacht). Sie hätten viele verschiedene Facetten und seien nicht immer nur gut, wie beispielsweise Einhörner. Sie habe es sehr interessant gefunden sich vorzustellen, was ein Drache in der modernen Welt wohl machen würde. Auch japanische Mythologie interessiere sie grundsätzlich sehr, insbesondere die Kitsune-Mythen, weshalb sie auch schon eine Geschichte darüber geschrieben habe, die sie gern weiterentwickeln würde.

Dann wurde ein Kapitel vom Anfang des Buches vorgelesen, das auch die Lieblingsszene der Autorin beinhaltete. Der Ausschnitt wurde auch durchaus packend vorgetragen, für meinen Geschmack dauerte diese Unterbrechung insgesamt jedoch viel zu lang, zumal ich vielmehr der Fortsetzung des Interviews entgegen gefiebert habe.

Die vorgelesene Szene gehöre zu ihren liebsten, weil sie Garretts totale Loyalität zeige, sehr ereignisreich wäre und einen mächtigen Drachen enthalte. Außerdem zeige sie, in welchem Glauben in Bezug auf Drachen er aufgewachsen sei. Ember sei ganz anders, weshalb sie und Garrett sich so gut ergänzen würden. Es sei eigentlich ziemlich einfach gewesen aus ihren beiden Perspektiven zu schreiben, gerade weil sie so unterschiedlich seien. Daraufhin trug Julie Kagawa selbst eine kurze Szene auf Englisch aus der Mitte des Buches vor, ehe die Fragegrunde mit Fragen aus dem Publikum fortgesetzt wurde.

Sie liebe die deutschen Cover ebenso sehr wie die amerikanischen Originale. Den ersten Band der Firelight Trilogie von Sophie Jordan habe sie gelesen und kenne dementsprechend die Gemeinsamkeiten. Es gebe aber auch viele Unterschiede, denn bei ihr ginge es mehr um diese alten, wahren Drachen. Universal Pictures habe die Filmrechte an Talon bereits erworben, aber ob daraus ein Film entstünde, könne man noch nicht sagen. Paramount habe beispielsweise die Rechte an Blood of Eden (Unsterblich) besessen, diese Option sei inzwischen aber wieder ausgelaufen und die Rechte somit wieder verfügbar.

Final Fantasy X sei eines ihrer Lieblingsspiele. Generell liebe sie Spiele mit tragischen Enden und toller Atmosphäre. Neil Gaiman sei einer ihrer Lieblingsautoren, Harry Potter zähle zu ihren Lieblingsbüchern. Zuletzt habe sie An Ember in the Ashes (Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken) gelesen und das ebenfalls toll gefunden.

Von ihren eigenen Werken sei The Iron Queen (Plötzlich Fee – Herbstnacht) ihr Lieblingsbuch, insbesondere wegen des epischen Kampfes und weil die Protagonistin darin zu sich selbst finde. So habe die Serie ursprünglich auch enden sollen, doch der Verlag habe auf ein anderes Ende oder aber ein weiteres Buch bestanden, weil die Fans sie sonst hassen würden, also habe sie ein weiteres Buch mit Happy End geschrieben. Zu The Iron Knight (Plötzlich Fee – Frühlingsnacht) berichtete sie, dass Ash es ihr wirklich nicht leicht gemacht habe. Es sei sehr schwierig gewesen über ihn und aus seiner Perspektive zu schreiben bzw. herauszufinden, was er denkt.

Nach dem ganzen Twilight Hype habe sie eigentlich keine Vampir-Serie schreiben wollen, aber durchaus etwas düsteres, post-apokalyptisches. Eine Welt habe sie auch schon im Kopf gehabt, jedoch noch keine Charaktere dazu. Der Verlag habe dann Vampire vorgeschlagen und schließlich habe sie dann beide Ideen vereint. So sei die Blood of Eden Reihe entstanden.

Damit endete der wirklich schöne Abend leider auch schon und dank der guten Moderatorin, die die Antworten der Autorin hervorragend übersetzt hat, habe ich ihn in sehr guter Erinnerung behalten. Im Anschluss konnte man sich natürlich noch Bücher signieren lassen – für diesen Zweck hatte ich mir im Vorfeld die amerikanischen Ausgaben von Talon sowie The Forever Song besorgt. Ersteres, weil ich das amerikanische Cover deutlich besser finde; letzteres, weil damals noch nicht absehbar war, ob der dritte Band überhaupt auf Deutsch erscheint, was inzwischen jedoch glücklicherweise geschehen ist.

Am darauffolgenden Tag durfte ich darüber hinaus zusammen mit ein paar anderen Bloggern an einem Meet & Greet mit der Autorin teilnehmen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Gemeinsam mit der Autorin haben wir zu Fuß eine kleine Sightseeing-Tour gemacht, beginnend auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, über den Reichstag bis zum Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten. Zum Abschluss gab es dann noch für alle eine typische Spezialität Berlins: Currywurst.

Während wir unterwegs waren, plauderte Julie Kagawa aus dem Nähkästchen, wie man so schön sagt, und beantwortete all unsere Fragen. Alles konnte ich mir nicht merken, doch ein paar interessante Informationen habe ich mir später notiert:

Die Autorin habe japanische Wurzeln, denn ihr Vater sei Japaner und sie damit zur Hälfte auch. In ihrer Freizeit spiele sie gern Videospiele, bastele kleine Figuren, die sie online verkaufe, und mache zusammen mit ihrem Mann Martial Arts. Ihr Lieblingsfilm mit Drachen sei Drachenzähmen leicht gemacht, natürlich wegen Ohnezahn. Ihr Lieblingsbuch mit Drachen sei Song in the Silence von Elizabeth Kerner.

Insgesamt war dieser kleine Stadtrundgang also ein sehr gelungenes Meet & Greet, das viel Spaß gemacht hat und ich jederzeit gern so wiederholen würde.

Nov  21

[Lesung] Ule Hansen

21. November 2019 | 23:50 | Erlebt

Am 08. März 2016, kurz vor der Leipziger Buchmesse, besuchte ich die exklusive Buch-Premiere von Ule Hansen, also Astrid Ule und Eric T. Hansen, und ihres gemeinsamen Thrillers Neuntöter in einer wirklich tollen und gut besuchten Location, der Joseph Roth Diele. Zur Begrüßung erhielt jeder geladene Gast sowohl das Buch als auch das Hörbuch und während man auf den Beginn der eigentlichen Veranstaltung wartete, wurde man gut bewirtet und von maskierten Künstlern mit Live-Musik unterhalten.

Die Veranstaltung, die aus einer Lesung, einem Gespräch mit dem Autoren-Duo, einer Fragerunde sowie einer anschließenden Signierstunde bestand, begann mit einer Einführung durch die Programmleiterin des Heyne Verlags und wurde anschließend von Thekla Dannenberg moderiert.

Zunächst stellten die Autoren, die beide viel Erfahrung mitbringen und unabhängig voneinander schon seit Jahren schreiben würden, sich selbst vor. Astrid Ule sei Deutsche, Eric T. Hansen sei Amerikaner, und beide würden schon seit etwa zwanzig Jahren in Berlin leben. Der Psychothriller Neuntöter, benannt nach dem gleichnamigen Vogel, sei ihr erster gemeinsamer Roman.

Nachdem ein paar der Anwesenden mit Whiskey auf das Buch angestoßen hatten, wurden schließlich die ersten beiden Kapitel daraus vorgelesen. Danach versuchte die Moderatorin ein Gespräch mit den Autoren zu beginnen, was sich allerdings etwas schwierig gestaltete, da die Moderatorin ziemlich langsam sprach und ständig seltsame, viel zu lange Pausen machte. Es kam daher mehrfach vor, dass die Autoren bereits zur Antwort auf eine Frage angesetzt hatten, dann aber wieder von ihr unterbrochen wurden, weil sie offenbar doch noch nicht fertig war.

Zunächst ging es um die Protagonistin, die Fallanalystin Emma Carow. Emma könne Kriminelle sehr gut verstehen, doch mit normalen Männern, also als Single, falle ihr der Umgang mit ihnen schwer. Außerdem hätten sie die Hauptfigur bewusst ambivalent, selbstzerstörerisch und anstrengend ausgestaltet.

Eric T. Hansen habe vor allem das Risiko fasziniert, das jede Frau eingehe, weil Männer schwer einzuschätzen seien und viele Frauen irgendwann einmal mit dem Thema Vergewaltigung konfrontiert würden, entweder als Opfer oder zumindest mit der Angst davor. Es habe ihn schon immer beschäftigt, dass Frauen bei Sex irgendwann auch immer an Vergewaltigung denken würden, während er als Mann Sex gedanklich eigentlich nie mit Gewalt verbunden habe.

Ursprünglich hatte Neuntöter ein zeitgenössischer Roman werden sollen, die Geschichte habe so aber nicht funktioniert, also hätten sie alle schönen Stellen entfernt und stattdessen Dunkelheit hinzugefügt.

Das Schreiben zu zweit sei ausgesprochen zeitaufwendig. Jeder schreibe die Fassung des anderen um, weil er seine Ideen besser finde, wodurch das ganze sehr lange dauern würde. Dieser Prozess sei nicht harmonisch, sondern eher kämpferisch, als würden zwei Spieler bei einem Online-Spiel gegeneinander antreten. Das halte manchmal sechs Fassungen lang an, bis sie sich nur noch Blätter zuschieben würden statt miteinander zu reden.

Astrid Ule habe seine Vorstellung von einer richtig guten Sex-Szene zum Beispiel als total langweilig empfunden – ein Kommentar, der natürlich für Gelächter sorgte. Es habe eine lange Diskussion über das Thema gegeben, bis Eric T. Hansen seiner Kollegin schließlich zugestimmt und sich mit ihrer „harten“ Szene einverstanden erklärt habe, da ihre Version tatsächlich besser zu Emma passe. Darauf hin sorgte eine Frage aus dem Publikum für weitere Lacher: „Auf welcher Seite ist diese Sex-Szene?“

Als Vorbild habe Astrid Ule Walter White aus Breaking Bad (bis Staffel 3) gedient. Emma stehe wie er auf der Kante, ohne sich dafür zu entschuldigen. Eric T. Hansen nannte hingegen die Roman-Reihe Angélique. Er habe sie zwar nie selbst gelesen, fände es aber faszinierend, wie sehr die Leser der Reihe es geliebt hätten, dass der Heldin immer wieder so übel mitgespielt worden sei.

In jedem Buch würden tolle Einfälle auch mal gestrichen werden, das gehöre einfach zum Prozess dazu. Eric T. Hansen hebe aber alles auf und bewahre es in einer Schublade – für später. Die Reihe sei als Trilogie geplant, sodass die Rahmenhandlung sich über mehrere Bände hinweg fortsetze. Er habe auch schon eine Szene im Kopf, die er unbedingt im dritten Band unterbringen wolle, zum zweiten Band passe sie nicht.

Damit war der Abend fast schon wieder zu Ende. Nach dem Dank an die Anwesenden und dem darauffolgenden Applaus teilte das Autoren-Duo allerdings erst noch ein Recherche-Geheimnis. Panzertape und Kabelbinder seien die beliebtesten Handschellen für Ganoven, doch sie hatten einen Tipp, wie man sich trotzdem befreien könne, wenn man mit Tape gefesselt sei – das spiele nämlich auch im Buch eine Rolle – und führten diesen entsprechend vor.

Unter den anwesenden Buchhändlern wurde schließlich noch eine Lesung des Duos verlost, ehe die Autoren sich abschließend zum Signieren bereit machten.

Okt  10

[Event] Verlage besuchen – Fischer Tor

10. Oktober 2019 | 21:21 | Erlebt

Am 6. Mai war ich im Rahmen der Aktion Verlage besuchen abends mit einigen anderen Teilnehmern zu Gast bei Fischer Tor in Berlin, um dort etwas mehr über die Arbeit des Imprints zu erfahren. Die Verlagsmitarbeiter haben sich dabei ein wenig an der Speed-Dating Methode orientiert: Wir wurden in fünf kleine, zufällige Gruppen eingeteilt und hatten dann jeweils 10 Minuten Zeit, um fünf verschiedene Stationen zu besuchen.

Den Anfang machte in meiner Gruppe das Lektorat, das hier vor allem für den Einkauf der Lizenzen zuständig ist. Fischer Tor hat es sich von Anfang an zum Ziel gesetzt das gesamte Feld an Fantasy und Science Fiction abzudecken, einschließlich Horror, Bücher deutscher Autoren und medienaffiner Titel, d.h. insbesondere solcher Titel, die zurzeit als Film oder Serie adaptiert werden. Aktuell arbeiten sie in ihrem sechsten Programm, das unter anderem eine kommentierte Ausgabe von Dracula enthält.

Nach 10 Minuten ging es dann weiter zum Online-Marketing, das für Leserunden, Influencer und Online-Kampagnen jeder Art zuständig ist. Diese Abteilung betreut auch die relativ aufwendige Website des Imprints, auf der unter anderem regelmäßig kostenlose Kurzgeschichten veröffentlicht werden, was mir bislang völlig unbekannt war. Für die zahlreichen Artikel greift der Verlag gern auf externe Autoren zurück.

Danach begaben wir uns zum klassischen Marketing. Diese Abteilung ist für die Vorschauen und jede Form von gedruckter Werbung – Kundenflyer, Lesezeichen, Postkarten, Leseproben, Poster – verantwortlich. Pro Programm gäbe es allerdings nur 1-2 Schwerpunkttitel für die derartige Druckerzeugnisse in Auftrag gegeben würden, für alle anderen Titel sei dann kein Budget mehr vorhanden. Vor allem deshalb sei es gut, wenn die Autoren diesbezüglich selbst aktiv werden und sich Aktionen überlegen würden. Im Hinblick auf die Cover übernehme der Verlag sehr häufig die Originale und prüfe generell bei jedem Titel, ob das Motiv für den deutschen Markt geeignet sei. Die Ausstattung der Titel werde durch die Verkaufsprognose beeinflusst.

Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Vertrieb. Diese Abteilung betreut unter anderem die Vertreter/Außendienstmitarbeiter, die wiederum in direktem Kontakt mit dem Buchhandel in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz stehen. Die Zusammenarbeit mit dem Handel sei für den Verlag nach wie vor sehr wichtig und würde aus einem Geben und Nehmen bestehen. Der Vertrieb stelle dem Handel die einzelnen Titel des neuen Programms vor oder spreche Empfehlungen aus und gemeinsam entscheide man dann über die Auswahl der Titel und die jeweilige Menge. Von den Schwerpunkttiteln bekomme der Buchhandel zudem entsprechende Leseexemplare. Für die großen Filialisten (Hugendubel, Thalia, Mayersche, etc.) gebe es inzwischen außerdem speziell zuständige Key Account Manager, um mit den Ketten nicht nur die Bestellungen zu regeln, sondern ggf. ein besonderes Marketing zu organisieren.

Auf meine Frage hin bestätigte der Mitarbeiter, dass es auch bei Fischer schon vorgekommen sei, dass ein bestimmter Titel wegen zu weniger Bestellungen des Handels wieder aus dem Programm genommen wurde, das sei aber eher die Ausnahme. Ein zweiter Versuch mit neuer Aufmachung zu einem späteren Zeitpunkt sei zwar dann grundsätzlich möglich, würde allerdings nicht zwingend erfolgen.

Unsere letzte Station führte uns schließlich zum Programmleiter Hannes Riffel, der uns unter anderem etwas über den Verlag und seine Entstehung erzählte. Die Fischer Verlage gehören, genau wie Droemer & Knaur, Kiepenheuer & Witsch und Rowohlt, zur Holtzbrinck Publishing Group, wobei die beiden Gesellschafter ihre Verlage wirklich lieben würden und es dem familiengeführten Unternehmen ihm zufolge daher weniger um eine hohe Rendite gehe und man bereits zufrieden sei, wenn es keine Verluste gäbe. Der us-amerikanische Verlag Macmillan gehöre ebenso zu der Verlagsgruppe wie die Website tor.com. 2014 sei bei Fischer dann erstmals die Überlegung aufgekommen ein neues SciFi/Fantasy Label zu gründen, obwohl der Zeitpunkt nicht gerade ideal und der Markt schon sehr gesättigt gewesen sei. Von Tor hätte man aber mehr oder weniger nur den Namen des Labels übernehmen können, da die Autoren bereits an andere deutsche Verlage gebunden gewesen seien. Hannes Riffel sei die Programmleitung angeboten worden, er habe allerdings darauf bestanden in Berlin zu bleiben, was der Grund dafür sei, dass Fischer Tor, im Unterschied zu den anderen Fischer Verlagen, seinen Sitz in Berlin habe. Tor wolle, wie bereits gesagt, alle Bereiche der Phantastik (Fantasy, SciFi, Horror) abdecken und im Handel nicht beim Jugendbuch liegen. Aktuell würden sie ca. 20 Titel pro Jahr veröffentlichen.

Seiner Meinung nach würden die Leute heute nicht zwingend weniger lesen, sondern nur anders, weshalb er die ganze Diskussion darum müßig fände. Heute würden allerdings auch viele TV-Serien in großen Bögen erzählt, weshalb zum Beispiel Netflix ständig neue, gute Stoffe suche. Für ihn sei es in Ordnung, wenn ein gutes Buch sich einmal nicht gut verkaufen würde. Für schlechte Bücher gelte das hingegen nicht, solche wolle er gar nicht verkaufen. Seine Hauptaufgabe sei es herauszufinden, was die Kunden lesen wollen. Sein persönlicher Geschmack sei insofern also nicht ausschlaggebend.

Nach den letzten 10 Minuten hatten alle Gruppen die fünf Stationen durchlaufen und wir kamen wieder in der großen Gruppe zusammen, in der wir uns noch mindestens eine weitere Stunde über Bücher und alles, was dazu gehört, unterhielten. Jeder hatte die Möglichkeit nun noch einmal Fragen zu stellen oder bestimmte Themen zu vertiefen. Deutschland sei nach den USA der zweitgrößte Buchmarkt der Welt, ein Erfolg in den USA sei aber noch lange keine Garantie für einen Erfolg in Deutschland.

Der Verlag wolle vor allem deshalb nicht, dass seine Titel in der Jugendbuch-Abteilung liegen, weil er keine Schenker, sondern Selbstkäufer ansprechen wolle. Die Verkaufszahlen hingen auch damit zusammen, zu welchem Regal die Kunden gingen und viele Erwachsene würden nichts aus dem Jugendbuch-Regal wollen. Inhaltlich wolle der Verlag dagegen nicht per se wegen vom Jugendbuch, Mortal Engines gehöre zum Beispiel eher in diese Kategorie. Nach oben sei das Alter der Leser ohnehin offen. Young Adult sei ein neues Phänomen und habe dem Genre-Markt eher geschadet. Früher hätten diese Leser nämlich direkt zur Genre-Literatur gegriffen und Jugendliche schon immer Fantasy und Science Fiction gelesen.

Beim Vergleich der deutschen Cover mit den Originalen fiel jemandem auf, dass der Autorenname in Deutschland üblicherweise oben stünde, wohingegen er in den USA oft am unteren Rand zu finden sei. Das seien eigentlich nur zwei unterschiedliche Gewohnheiten, daran etwas zu ändern halte man jedoch für ein Risiko mit ungewissen Auswirkungen (Stichwort Neuromarketing). Ebenso finde man in den USA auf Covern häufig Zitate anderer Autoren, in Deutschland sei das aber eher unüblich.

Damit neigte sich der interessante Abend langsam dem Ende zu, wobei sich fast alle Verlagsmitarbeiter noch Zeit für das eine oder andere persönliche Gespräch nahmen. Zum Abschied durfte sich jeder Besucher aus einer Vielzahl von Titeln dann sogar noch ein Buch aussuchen. Meine Wahl fiel dabei auf Armada von Ernest Cline, auf das ich nun schon sehr gespannt bin. Sollte der Verlag im nächsten Jahr wieder seine Türen öffnen, was ich sehr hoffe, bin ich auf jeden Fall wieder dabei.

Mai  01

[Convention] LoveLetter Convention 2018

01. Mai 2019 | 18:20 | Erlebt

Am 12. und 13. Mai 2018 habe ich zum inzwischen vierten Mal die jährlich stattfindende LoveLetter Convention in Berlin besucht, die zusammen mit der Leipziger Buchmesse mittlerweile zu meiner liebsten buchigen Veranstaltung eines jeden Jahres gehört.

Der Samstag begann für mich mit dem Round Table zum Thema Liebe auf den ersten Blick!?, moderiert von Kim Nina Ocker. In einem Punkt waren sich alle anwesenden Autorinnen einig: Sie bevorzugen es, wenn sich die Liebe zwischen den Charakteren langsam entwickelt, gern auch mit anfänglicher Hass-Liebe. Laura Kneidl liebt außerdem „Verarztungsszenen“, die könne man übrigens auch gut in Fantasy-Romane integrieren.

Danach ging es für mich weiter zur Verlagspräsentation von LYX. Diese fing mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr sowie einem großen Dank an alle Leser und deren wertvolles Feedback an, bevor die Mitarbeiter uns die Highlights aus dem kommenden Programm vorstellten. Drei Titel haben es sofort auf meine Wunschliste geschafft: Trust von Kylie Scott, All in von Emma Scott und Wild Hearts von T.M. Frazier. Darüber hinaus verrieten die Mitarbeiterinnen, dass es im Frühjahr 2019 auch eine neue New Adult Reihe von Bianca Iosivoni geben wird.

Um 11:00 Uhr besuchte ich den Workshop Vom Lektor zum Leser: Wie kommt das Buch in die Buchhandlung?. Obwohl ich in der Vergangenheit mehrere Praktika in Verlagen absolviert und eine Zeit lang im Buchhandel gearbeitet habe, war dieser Einblick auch für mich sehr interessant. Nachdem der Lektor ein Buch gelesen und für gut befunden hat, stellt er es zunächst seinem Team vor, macht dann dem Autor/Agent/Originalverlag ein Angebot und plant ihn zeitlich ein. Nach diesem Schritt wird der Titel im größeren Rahmen vorgestellt, bei der internen Programmpräsentation sowie der Vertretertagung. Zum Schluss beginnt die konkrete Vorbereitung, d.h. der Titel muss in die Vorschau, auf die Website, in die diversen Shops und das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB). Aufgrund der Masse an monatlichen Neuerscheinungen müssen die Buchhandlungen natürlich eine Auswahl treffen und entscheiden, welche Titel sie auf den Tischen und in den Regalen direkt in den Filialen anbieten. LYX macht es von diesen Vorbestellungen abhängig, ob ein Titel am Ende tatsächlich erscheint, denn bei unter 3.000 Bestellungen lohnt es sich für sie in der Regel nicht das Buch zu drucken. Dieser gesamte Prozess, vom Lesen des Manuskripts bis zum fertigen Buch im Laden, dauert bei LYX ungefähr 1,5 Jahre.

Anschließend machte ich mich auf den Weg zu dem Round Table Autoren: Wer sie sind und wie sie ticken mit Sarina Bowen, Lea Coplin, Bianca Iosivoni, Nicole Leclercq und Annie West. Letztere schreibe, weil sie selbst gern Liebesromane lese – und um sich vor der Hausarbeit zu drücken. Für Sarina Bowen sei man als Autor jemand, der die Welt beobachte und genau darüber schreibe sie dann. Bianca Iosivoni beschrieb Autoren als Menschen, die viel Kaffee bräuchten und etliche Stimmen im Kopf hätten. Für Nicole Leclercq sei es manchmal schwierig sich selbst Autorin zu nennen, da sie nicht vom Schreiben leben könne und daher einen anderen Vollzeitjob habe. Sarina Bowen fühle sich gelegentlich wie eine Hochstaplerin, obwohl sie ihr Geld allein mit dem Schreiben verdiene, weil sie immer fürchte, dass das nächste Buch dafür nicht mehr erfolgreich genug sein werde.

Annie West nahm sich zum ersten Mal als Autorin wahr, als sie eine Zusage von einem Verlag erhalten habe. Dieser Teil gehöre natürlich ebenfalls zum Job, sei aber nicht immer leicht. Eine der besten Sachen sei es von Lesern zu hören, dass sie ein Buch geliebt hätten, ebenso wie auf einer solchen Convention Zeit mit Menschen zu verbringen bzw. sich mit Menschen zu unterhalten, die das eigene Buch gelesen hätten. Für Nicole Leclercq sei es das schönste am Autoren-Dasein, wenn sie von einer völlig fremden Person eine Mail mit der Frage bekomme, wann ihr nächstes Buch erscheine.

In zeitlicher Hinsicht schreibe Nicole Leclercq am liebsten nach Mitternacht, wenn es nichts gebe, dass sie ablenken könne. Lea Coplin setze sich hingegen ein Tagesziel an Wörtern, das sie erreichen wolle, egal wie viele Stunden es dauere. Sarina Bowen belohne sich selbst jedes Mal mit einem kleinen Sticker oder Ähnlichem, wenn sie 1.000 Wörter geschrieben habe. Bianca Iosivoni schreibe vor allem morgens, bevor sie andere Dinge erledigen müsse oder abgelenkt werde.

Der erste Band der Sturmtochter Trilogie habe bisher am meisten Zeit in Anspruch genommen. Es sei ihre erste Idee gewesen, die sie allerdings nie beendet habe, bis sie vor ein paar Jahren erneut anfing daran zu arbeiten. Sie habe es daher komplett neu geschrieben, sodass sie für das Buch insgesamt etwa sechs Jahre gebraucht habe. Sarina Bowen habe die ersten drei Bände der True North Reihe in umgekehrter Reihenfolge geschrieben. Der zweite und dritte Band hätten sich nicht gut als Auftakt geeignet, darüber habe sie sich vorher aber keine Gedanken gemacht bzw. keinen Plan für die gesamt Reihe gehabt. Lea Coplin habe für ihr erstes Buch am längsten gebraucht, weil sie damals nebenbei noch Vollzeit gearbeitet habe.

Bianca Iosivoni gab zudem zu, dass in jedem Buch auch ein kleiner Teil des Autors stecke, selbst wenn die Geschichten als solche von fiktiven Charakteren handele, nicht von den Autoren. Das Gute sei aber, dass der Leser niemals wisse, welcher Teil das sei. Abschließend gestanden Bianca Iosivoni und Sarina Bowen, dass sie eines Tages gern einen Thriller schreiben würden.

Nach der einstündigen Mittagspause nahm ich dann an den englischsprachigen Blind Dates teil, was zu kurzen Gesprächen mit Amanda Bouchet, Nicole Leclercq, Brenda Hart und Susan Carlisle führte.

Darauf folgte die Verlagspräsentation von Ravensburger, die im kommenden Programm viele Titel veröffentlichen, die in Großbritannien spielen. Eines der präsentierten Highlights war natürlich Sturmtochter von Bianca Iosivoni, die daraufhin einige der realen Schauplätze aus Schottland vorstellte, die sie auf ihrer Recherchereise selbst besucht habe. Danach richtete der Verlag eine Live-Schaltung zu Elly Blake nach Kanada ein, damit die Autorin uns etwas über die Fortsetzung zu Fire & Frost erzählen konnte. Die Idee zu der Reihe sei ihr im Traum gekommen und die deutschen Cover seien ihre Favoriten. Aktuell arbeite sie noch am dritten Band, was danach komme, wisse sie jetzt noch nicht.

Im Anschluss an die halbstündige Lesung aus Verliere mich. Nicht. von Laura Kneidl, die dafür eine ihrer bevorzugten „Verarztungsszenen“ ausgewählt hatte, ließ ich den Tag mit einem der Spiele ausklingen, die ich wirklich nur empfehlen kann. Das vom LYX Verlag veranstaltete Klappentext-Bingo war extrem lustig und natürlich gab es auch einige tolle Preise zu gewinnen. Unsere Gruppe durfte zusammen mit Kim Nina Ocker spielen, die ihren Gewinn am Ende einer anderen Besucherin schenkte, damit sie nicht als einzige aus unserer Gruppe ohne Preis nach Hause gehen musste, was ich sehr nett von ihr fand. Einen unschönen Beigeschmack hinterließ es für mich aber irgendwie, dass ausgerechnet der Hauptgewinn an die Mitarbeiterin eines anderen Verlages ging, die aus beruflichen Gründen anwesend war.

Am Sonntag besuchte ich zuerst das Panel Vorfreude – Die Highlights für 2018/2019, eine gemeinsame Veranstaltung der Verlage Montlake Romance, LYX, be, dtv und Thienemann, die mit einer kurzen Zusammenfassung begann, wie ein Programm entsteht, wie die Bücher ausgewählt werden und wie viel Vorlauf es braucht, etc. Danach präsentierten die Verlage nacheinander verschiedene Highlights. Bei LYX sind mir Someone New von Laura Kneidl sowie Die letzte Königin von Emily R. King in Erinnerung geblieben, Thienemann machte mich neugierig auf Für immer und einen Herzschlag von Tamsin Murray und Das Ende ist erst der Anfang von Chandler Baker und dtv ließ Die Tausend Teile meines Herzens und Too Late, beide von Colleen Hoover, auf meine Wunschliste wandern.

Um 10:00 Uhr ging es für mich dann mit dem wunderbaren Workshop Ein Plan für die Liebe: So entsteht das LYX Programm von Ruza Kelava, der Programmleiterin des Verlages, weiter. Bei der Planung der nächsten Programme schaue sie zuerst, was im vorangegangenen Halbjahr gut gelaufen sei und wozu es Fortsetzungen gebe, die gegebenenfalls eingetaktet werden müssten. Außerdem achte sie auf eine ausgewogene Mischung in den jeweiligen Programmen, in denen zum Beispiel auch neue Titel bzw. Autoren nicht fehlen dürften. Im Mai 2018 sei man im Verlag gerade mit der Planung für das Frühjahr 2019 beschäftigt.

Verschoben werden würden Titel beispielsweise dann, wenn sich die Abgabe des Manuskripts aus verschiedenen Gründen verzögere. Das neue Datum müsse dann auch den diversen Shops gemeldet werden. Zurückgezogen werden würde ein Titel, wenn er im Buchhandel nicht genug Anklang finde. In der Regel würde man dann später einen zweiten Versuch mit einem neuen Design wagen. Ins reine eBook-Programm kämen die Titel, für die im Print-Programm nicht genug Platz sei. Ersteres sei flexibler, sodass man einen Titel auch kurzfristiger ins Programm nehmen könne. Abhängig sei dies von den Verkaufschancen bzw. der diesbezüglichen Prognose. Besonders erfolgversprechende Titel kämen ins Print-Programm, alle anderen bekämen eine Chance im eBook-Imprint. Es gebe sogar Titel, die aus Erfahrung fast ausschließlich als eBooks gelesen würden. Manchmal werde das Print-Exemplar auch nachgeschoben, wenn das Interesse am eBook entsprechend groß wäre, bei From Scratch sei das aber leider nicht der Fall gewesen.

Das Marketing orientiere sich an den Spitzen- sowie Schwerpunkttiteln und werde in Absprache mit der Abteilung ausgearbeitet. Serien könnten nur solange fortgesetzt werden, wie sich ausreichend Leser dafür finden ließen, denn ein Verlag müsse natürlich auch wirtschaftlich denken und wenigstens kostendeckend arbeiten. Special Editions werde es sicher noch einmal geben, jedoch nicht regelmäßig, damit sie auch etwas Besonderes bleiben. Hardcover gebe es so selten, weil die meisten Leser nicht so viel Geld dafür ausgeben wollten. Der Verlag achte grundsätzlich durchaus auf zusammenpassende Buchrücken, doch manchmal würden auch sie etwas übersehen und ihnen dadurch Fehler unterlaufen.

Hinsichtlich des Erscheinens der Bücher gebe es einen monatlichen Rhythmus, das konkrete Datum werde vom Vertrieb anhand der Auslieferungsdaten festgelegt. Strenge Erstverkaufstage werden vom Verlag festgelegt, in der Regel verzichte man wegen des hohen Aufwandes jedoch darauf. Die Lieferung von der Verlagsseite an die Händler erfolge meist früher, weil jeder Shop einen anderen Ablauf habe. Einige Händler würden sich darüber aufregen, wenn andere Händler das Buch eher erhalten oder verkaufen, manche regen sich dagegen auf, wenn das eBook vor der gedruckten Version erscheine.

Als „Schnellschuss“ werden kurzfristige Projekte bezeichnet, wie zum Beispiel das Bullet Journal Save the Memories. Die Idee zur Special Edition von Someone New sei ebenfalls so kurzfristig entstanden, dass es das Hardcover nicht mehr in die Vorschau geschafft habe. Mit der Vorschau sei der Verlag in der Regel drei Monate beschäftigt.

Als nächstes begab ich mich zur Verlagsrunde für Blogger, die ich in diesem Jahr ehrlicherweise ziemlich enttäuschend fand. Dass man dem Verlag nach der Rezension einen Beleglink zukommen lassen sollte, dürfte inzwischen wohl jedem bekannt sein. Ansonsten drehte sich das Gespräch die meiste Zeit um die DSGVO, was an sich noch okay gewesen wäre, doch leider waren einige der Informationen, die manche Verlagsmitarbeiter weitergaben, schlicht falsch und damit kein bisschen hilfreich, im Gegenteil.

Die letzte Veranstaltung vor der Mittagspause, nach der meine Freunde und ich uns auf die anschließende Signierstunde vorbereiteten, war für mich das Panel Klartext – Sexismus, Rassismus und Gewalt im Liebesroman. Aus meiner Sicht handelte es sich dabei vielleicht sogar um das beste Panel dieses Wochenendes, dabei kamen die Autorinnen im Endeffekt gar nicht dazu alle Themen zu diskutieren. Auch hier waren sich alle Teilnehmer einig, wenn Sexismus oder sexuelle Belästigung vorkämen, müsste dieses Verhalten zumindest mit Konsequenzen verbunden werden. Diese Themen dürften nicht verherrlicht werden oder als bloße Plot-Twists dienen. Wenn Einvernehmlichkeit bestehe, müsse das deutlich zum Ausdruck gebracht werden. Des Weiteren müsse man immer auf die Zielgruppe achten, für die das Buch gedacht sei. Als Autor trage man die Verantwortung dafür kein völlig falsches Bild von Beziehungen zu vermitteln, wobei man hier selbstverständlich auch auf den Kontext achten müsse.

Am Nachmittag folgte dann noch die große Signierstunde mit fast allen anwesenden Autoren. Aus der Vergangenheit habe ich jedoch gelernt, dass es einfacher ist bzw. schneller geht, sich die meisten Bücher bereits am Vortag zwischen den Veranstaltungen oder in der Mittagspause signieren zu lassen. Darüber hinaus kann man sich leider nicht darauf verlassen, dass alle Autoren die gesamten zwei Stunden an den Tischen sitzen bleiben, manche gehen einfach, sobald es keine Bücher mehr gibt, was ich immer sehr schade finde. Von Seiten des Veranstalters wird die Signierstunde aber immer sehr gut organisiert, da kann man sich gar nicht beklagen. Traurigerweise könnten sie wahrscheinlich selbst mit noch mehr Personal nicht vollständig verhindern, dass bestimmte Teilnehmer sich einfach dreist vordrängeln. Davon lasse ich mir diese wunderbare Convention jedoch nicht vermiesen.

Dieses Jahr findet die Veranstaltung am ersten Juniwochenende, wie immer in Berlin, statt und ich habe mein Ticket natürlich schon längst gekauft.

Jun  01

[Event] Silber

01. Juni 2018 | 10:50 | Erlebt

Am 26. September 2015 hatte ich das Glück am wundervollen Silber-Event in Berlin zum Erscheinen des dritten Bandes der Trilogie von Kerstin Gier teilnehmen zu dürfen und die einzigartige Veranstaltung hat auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, denn der Verlag hatte sich wirklich ausgesprochen viel Mühe gegeben.

Das Event fand in der perfekten Location dafür statt: in einer Schule mit vielen Türen und Korridoren. Zur Begrüßung erhielt man eine Schlafmaske mit dem eigenen Namen darauf, mit der man sich dann in einen großen Saal begab, in dem neben Snacks und Getränken zahlreiche gemütliche Sitzkissen auf die Teilnehmer warteten. Nachdem sich alle dort eingefunden hatten, versuchte die Hörbuchsprecherin Simona Pahl uns in den Schlaf zu lesen, was allerdings nicht klappte. Deshalb mussten wir die „Traumwelt“ gemeinsam durch Meditation betreten.

Anschließend hatten wir eineinhalb Stunden Zeit, um auf den Korridoren fünf verschiedene Träume zu erkunden, nämlich die von Lottie, Henry, seiner kleinen Schwester, der Blutgräfin sowie Grayson. Außerdem konnten wir die Gelegenheit nutzen, um nach unserer eigenen, im Vorfeld gestalteten Traumtür zu suchen, die als Poster an den Wänden hingen und die wir später mitnehmen durften, sodass meine nun in meinem Zimmer hängt. Darüber hinaus konnte man mit etwas Geduld eine kleine, persönliche Zeichnung der Illustratorin Eva Schöffmann-Davidov ergattern.

Mit Lottie konnte man Plätzchen, genauer gesagt Vanillekipferl, backen – und natürlich essen. Henrys kleine Schwester fand man im Zuckerwunderland. Im Traum der Blutgräfin begegnete man Kerstin Gier höchstselbst als Traumdeuterin. In Henrys Dunkelkammer Traum wurden Friedhofsängste geschürt und zusammen mit Grayson musste man an der schrecklichsten mündlichen Prüfung der Welt teilnehmen – in meinem Fall drei Tage vor meiner eigenen mündlichen Examensprüfung!

Glücklicherweise war die Zeit großzügig bemessen, sodass man die wirklich gelungenen Träume, die mit Sicherheit einen gewissen Aufwand erfordert haben, in aller Ruhe aufsuchen konnte, selbst wenn man manchmal kurz anstehen musste, weil maximal sechs Träumer gleichzeitig Einlass in denselben Traum erhielten. Am Ende blieb sogar noch genug Zeit, um die Snacks zu kosten und sich wieder einen bequemen Platz zu suchen, ehe schließlich die eigentliche Lesung mit der Autorin begann.

Unter großen Applaus wurde Kerstin Gier, die wie schon geschrieben, zuvor in einem Raum Träume gedeutet hat, im Traumkorridor aber wohl nicht von allen erkannt wurde, im Saal begrüßt und war charmant und witzig wie immer. Sie bewunderte zunächst die wunderschöne Gestaltung des Buches und las dann zwei Szenen aus Silber – Das dritte Buch der Träume vor, die beide von Grayson (und Liv) handelten, wobei sie die Auszüge beim Lesen wieder herrlich kommentierte. Zwischendurch beantwortete sie ein paar Fragen des Moderators sowie solche aus dem Publikum und erzählte unter anderem von ihrem Alltag als Autorin.

Ihre Bücher schreibe sie meistens am Stück, das heißt sie schreibe mitunter ein halbes Jahr lang und tue in der Zeit nichts Anderes, also ganz oder gar nicht. Erst, wenn sie fertig sei, lebe sie wieder richtig. Ihr Sohn und ihr Mann könnten zum Glück selbst kochen und würden in dieser Zeit nicht nur sich selbst verpflegen, sondern sie gleich mit. Sie habe „nur“ einen Sohn, der gerade sechzehn sei und dem sie ihre Bücher mittlerweile nicht mehr als Gute-Nacht-Geschichte vorlesen könne.

Die Kunst des Schreibens sei es eine Geschichte auch tatsächlich zu Ende zu schreiben sowie das zu schreiben, was man selbst am liebsten lesen würde. Manche Ideen kämen einfach beim Schreiben, andere müsse sie sich gelegentlich aufschreiben. Grundsätzlich fange sie erst an zu schreiben, wenn sie die Geschichte vollständig geplant habe, also einschließlich des Schlusses. Einzelne Details könnten sich während des Schreibens allerdings immer noch ändern. Ihre Übersetzer wähle sie natürlich nicht selbst aus, dennoch pflege sie einen guten Kontakt zu den französischen und polnischen Übersetzerinnen.

Sie habe schon wieder etwas Neues für Jugendliche geplant, das mystisch und lustig zugleich sei. Es mache ihr mehr Spaß für Jugendliche zu schreiben, weil diese verspielter denken und sich eher auf solche Gedankenexperimente einlassen würden. Silber bleibe aber auf jeden Fall eine Trilogie, einen vierten Band werde es demnach nicht geben. Außerdem sei die Trilogie im Grunde gar keine Fantasy, sondern ausgedehnte Psychologie. Mit ihrem nächsten Frauenroman lasse sie sich noch etwas Zeit, vielleicht bis die Mütter-Mafia in Vergessenheit geraten sei.

Die Charaktere würden sich manchmal langsam in ihrem Kopf entwickeln, oftmals seien sie aber einfach da, ohne dass sie lange darüber nachdenken müsse. Sie würde durchaus durch ihre Umwelt beeinflusst, würde jedoch keine Menschen, die sie kenne, bewusst in ihre Bücher integrieren. Die Namen habe sie aus einer Liste mit den beliebtesten Namen in England ausgewählt. „Bocker“ sei ein bewusstes Wortspiel; trüge sie am liebsten rot, wäre ihr Spitzname „Brot“.

Vor allem Mia werde ihr noch lange in Erinnerung bleiben, genauso wie Xemerius aus der Edelstein-Trilogie. Die Verfilmungen der Edelstein-Trilogie würde sie übrigens mögen, obgleich sich die Handlung von den Büchern etwas entfernt habe. Die Filmrechte an Silber seien ebenfalls vergeben, die Mühlen würden aber nur sehr langsam mahlen, weshalb sie erst mehr verraten wolle, wenn es etwas Konkreteres gäbe.

Die Idee mit Secrecy habe sie umgesetzt, weil zusätzlich zu der von Liv noch eine weitere Perspektive wollte. Die Identität von Secrecy werde im Finale enthüllt. Wie es mit Liv und Henry weitergeht, verrate sie noch nicht, auch die Antwort auf diese Frage finde man aber natürlich im Buch.

Sie selbst sei eine Romantikerin, freue sich sehr auf den neuen Roman von Jonathan Stroud und habe ein bisschen mit allen Charakteren gemeinsam, insbesondere Ernest, Lottie, Florence und Livs Mutter. Ihre Traumtür sehe jeden Tag anders aus und sie träume meistens etwas Doofes, zumindest könne sie sich nur an solche Träume erinnern. Ihre Lieblingsträume aus der Reihe befänden sich alle im dritten Band. Der erste sei der im Flugzeug, der zweite der bei Mrs Honeycutt und der dritte ein Geheimnis.

Ehe die Orgel ertönte und das Ende der Lesung einleitete, betonte sie schließlich noch, wie viel Spaß ihr das heutige Event gemacht habe und dass sie auch die dazugehörige Website mit den Traumkorridoren sehr möge.

Es blieb dann noch etwa eine Stunde Zeit, um gegebenenfalls die restlichen Korridore bzw. Träume zu erkunden und sich ein Buch von Kerstin Gier signieren zu lassen. Schade war nur, dass die spannende Lesung schon kurz vor dem Erscheinungstermin stattfand und man daher keine Möglichkeit hatte den dritten Band vorher zu erwerben und signieren zu lassen. Dennoch war es ein wirklich unvergesslicher Abend und zum Abschied erhielt jeder am Ausgang noch eine wundervolle Geschenktüte, in der sich ein Traumtagebuch, der erste Band als Hörbuch, drei kleine Schlüssel sowie eine kleine Pillendose mit der auf dem Cover abgebildete Eidechse befanden.

Die Lesung wurde damals übrigens als Live-Stream übertragen und das Video ist noch immer auf Youtube verfügbar.

Apr  20

[Messe] Leipziger Buchmesse 2018

20. April 2018 | 13:10 | Erlebt

Wie jedes Jahr – zumindest innerhalb des letzten Jahrzehnts, wenn ich das richtig in Erinnerung habe – habe ich auch in diesem Jahr natürlich die Leipziger Buchmesse besucht, dieses Mal sogar wieder an allen vier Tagen. Dabei habe ich ein paar tolle Veranstaltungen besucht sowie einige interessante Neuigkeiten in Erfahrung gebracht, insbesondere über das kommende Herbstprogramm diverser Verlage. Manche Informationen muss ich noch für mich behalten, alles andere steht in diesem Bericht.

Nach einem kurzen Abstecher zu den Ständen der LoveLetter Convention und von Klages Kalender – meinen favorisierten Tischkalender mit Sprüchen muss ich mir jedes Jahr dort kaufen, da man ihn leider nicht im regulären Buchhandel bestellen kann – begann der Donnerstag für mich mit der Verleihung des Leipziger Lesekompass 2018, der in diesem Jahr bereits zum siebten Mal dreißig Kinder- und Jugendbücher in drei Alterskategorien (2-6 Jahre, 6-10 Jahre und 10-14 Jahre) ausgezeichnet hat und all jenen als Orientierungshilfe dienen soll, die sich für Kinder- und Jugendliteratur interessieren. Das Hauptaugenmerk der Auszeichnung liegt auf der Leseförderung, wobei die Zielgruppe in Form einer Jugendjury direkt einbezogen wird.

In diesem Jahr stand das Thema „Mut“ im Fokus und die Auswahl der prämierten Titel war ebenso vielfältig wie die Jury-Mitglieder, von denen eines z.B. in der fantastischen Bibliothek Wetzlar mit phantastischer Literatur auf fünf Etagen tätig ist. Mir ist vor allem ein Titel aus der zweiten Kategorie in Erinnerung geblieben: „Der bleiche Hannes“, ein Graphic Novel mit einer abenteuerlichen, aber nicht gruseligen, Geistergeschichte, den ich mir vielleicht einmal näher ansehen werde. Mehr Informationen sowie alle ausgezeichneten Titel findet ihr hier.

Im Anschluss besuchte ich die Lesung von Akram El-Bahay aus Die Bibliothek der flüsternden Schatten – Bücherstadt. Die Ausschnitte waren für mich nichts Neues, da ich das Buch bereits gelesen habe, doch ich hatte gehofft, dass der Autor die Veranstaltung vielleicht auch nutzen würde, um ein paar Fragen zu beantworten. Das war leider nicht der Fall, allerdings konnte ich mir zumindest mein Buch nach der Lesung vom Autor signieren lassen.

Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, doch ich glaube, dass ich die Zeit bis zu meinem nächsten Termin dann in Halle 1 verbracht habe. Obwohl meine extreme Manga/Anime-Phase schon ein paar Jahre zurückliegt, lese ich noch immer gern Mangas und interessiere mich für bestimmte Aspekte der japanischen Kultur. Daher finde ich es immer wieder spannend mich ein wenig auf der Manga-Comic-Convention umzuschauen und der Donnerstag eignet sich definitiv am besten dazu, weil die Messe an diesem Tag die wenigsten Besucher hat.

Am Nachmittag hatte ich dann einen Termin bei Loewe, wo Carolin Grotjahn mir die Spitzentitel aus dem kommenden Herbstprogramm vorstellte – mit den entsprechenden Covern. Die genauen Titel und Erscheinungsdaten darf ich an dieser Stelle noch nicht nennen, aber ich darf euch verraten, worauf wir uns freuen können: Im Sommer dürfen wir uns zum Beispiel auf neue Romane von Ursula Poznanski, Mechthild Gläser und Stefanie Hasse freuen. Darüber hinaus hat Loewe die Rechte an The Savage Song von V.E. Schwab und Warcross von Marie Lu erworben und wird die Übersetzungen beider Titel bereits in diesem Herbst herausbringen, zusammen mit einem weiteren Buch von Karl Olsberg.

Danach stand das Bloggertreffen bei Fischer auf meinem Terminplan und am Stand stellten Sophie Strauß, Sibylle Bachar und Alexandra Strohmeier einer Gruppe von Bloggern, mich eingeschlossen, die Highlights aus dem kommenden Herbstprogramm vor, darunter unter anderem die folgenden Titel:

Im Juli erscheint mit Prinzessin Undercover – Geheimnisse der erste Band einer Reihe von Youtuberin Connie Glynn alias Noodlerella. Im gleichen Monat erscheint unter dem Titel Undying – Das Vermächtnis zudem der Auftakt einer weiteren gemeinsamen Serie von Amie Kaufman und Meagan Spooner.

Im August erscheint mit Dark Places – Zehn Jahre musst du opfern der Auftakt einer neuen, dystopischen Trilogie von Wattpad-Autorin Vic James. Im gleichen Monat erscheint unter dem Titel Borderland auch ein neuer Roman des deutschen Autors Peter Schwindt. Ebenfalls im August erscheint Cecelia Aherns neues Buch Roar unter dem Titel Frauen, denen Flügel wachsen.

Im Oktober erscheint mit Gefährliche Freundinnen ein neuer Roman von Cat Clarke. Im gleichen Monat dürfen sich Fans von Marieke Nijkamp auf einen weiteren Roman der Autorin freuen: Nur in der Dunkelheit leuchten die Sterne. Außerdem erscheint mit Mortal Engines – Krieg der Städte der erste Teil der Neuauflage/-übersetzung der Steampunk-Tetralogie von Philip Reeve, der kürzlich von Peter Jackson verfilmt wurde und voraussichtlich im Dezember dieses Jahres in die deutschen Kinos kommen soll.

Das größte Highlight hob sich der Verlag bis zum Schluss auf, dabei erscheint es bereits im Juni und zwar mit Originaltitel und Originalcover: Children of Blood and Bone – Goldener Zorn von Tomi Adeyemi.

Höchsterfreut über diese Neuigkeiten machte ich mich dann auf den Weg zum nächsten kleinen Bloggertreffen bei Ravensburger, mit dem mein erster Tag auf der Buchmesse endete. Von den fünf Titeln, die bei dem relativ kurzen Treffen präsentiert wurden, fand ich allerdings nur zwei wirklich interessant: Bad Girls von E. Lockhart und natürlich den ersten Band der Sturmtochter Trilogie von Bianca Iosivoni, die aber leider wieder nur als Taschenbuch erscheint.

Am Freitag ließ ich es dann ein wenig ruhiger angehen und besuchte zunächst die Lesung von Adriana Popescu aus ihrem neuen Roman Mein Sommer auf dem Mond. Ich habe wirklich während der gesamten Lesung schmunzeln müssen und das nicht nur wegen der lustigen Sprüche der Autorin, sodass das Buch spätestens jetzt auf meiner Wunschliste steht.

Im Anschluss begab ich mich an den nur wenige Meter entfernten Stand von Arena zu meinem Termin mit Verena Rehagel, die mir einen Einblick in das kommende Programm gewährte. Neben einem neuen Jugendbuch von Katja Brandis, einer Geschichte, bei dem eine Figur aus einem Film zum Leben erwacht, von Stefanie Gerstenberger sowie Marta Martin, einem gefühlvollen Roman von Claudia Pietschmann und einem neuen Thriller von Mirjam Mous erscheinen auch die Fortsetzungen zu Die Duftapotheke und Die Fabelmacht-Chroniken. Vor allem die nächsten drei Titel konnten jedoch mein Interesse wecken: der Jugendthriller White Maze von June Perry, der sich mit dem Thema „virtuelle Welten“ beschäftigt, Unter Hunden, das Jugendbuchdebut von Martin Krist, welches in Berlin spielt, sowie Ruhm kann tödlich sein, ein Thriller von Lygia Day Peñaflor à la Pretty Little Liars und One Of Us Is Lying.

Mittags machte ich mich auf den Weg in Halle 3 zu einem Mini-Bloggertreffen mit Andrea Wolf beim Gemeinschaftsstand von RandomHouse. Sie präsentierte uns die Highlights von cbt/cbj, die wir ohne Einschränkungen verraten dürfen:

Im August erscheint unter dem Titel Bienenkönigin ein interessanter Thriller von Claudia Praxmayer, in dem die Protagonistin mit Bienen kommunizieren kann. Im September erscheint mit Ash Princess das Fantasy-Debut von Laura Sebastian, das bisher bereits in zwölf Länder verkauft wurde. Im Oktober erscheint u.a. Jetzt ist alles, was wir haben von Amy Giles, ein realistischer Roman über häusliche Gewalt. Fans von Eva Siegmund dürfen sich im Dezember auf einen neuen Roman der Autorin freuen. H.O.M.E. – Das Erwachen soll in der Zukunft in Berlin spielen und Ähnlichkeiten mit Matrix aufweisen. Im Winter soll außerdem ein neues Buch über Elfen von Holly Black erscheinen.

Geplant sind darüber hinaus die Fortsetzungen zu Constellation von Claudia Gray, Rat der Neun von Veronica Roth sowie Timeless von Armand Baltazar. Doch auch hier kommt das Beste zum Schluss: Im Februar 2019 soll On The Come Up, der zweite Roman von Angie Thomas, auf Deutsch erscheinen. Der deutsche Titel steht noch nicht fest, dafür soll das Originalcover wieder übernommen werden.

Danach ging ich zurück in Halle 2 und gesellte mich in die schon jetzt ziemlich lange Schlange für die Signierstunde von Neal Shusterman – und dabei hatte die Lesung noch gar nicht richtig angefangen. Aus Erfahrung wusste ich jedoch, dass es besser war sich so früh wie möglich anzustellen, schließlich wollte ich mein Buch nicht umsonst mitgenommen haben und unsigniert wieder mit nach Hause nehmen. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich tatsächlich in der Schlange stand, ein bis zwei Stunden werden es vielleicht gewesen sein, aber mit zahlreichen anderen Fans in der gleichen Situation mangelt es einem zum Glück nie an Gesprächsstoff.

Nach einer kurzen Kaffeepause, in meinem Fall mit heißer Schokolade, schlenderte ich ein wenig durch die Halle und begab mich dann zum CCL, wo am Nachmittag das große Bloggertreffen von Oetinger stattfand. Ich war ein wenig zu früh dran und nutze die Zeit bis zum Beginn, um mich ein wenig auszuruhen und mit ein paar anderen Bloggerinnen zu plaudern. Der Verlag stellte uns dann acht z.T. durchaus interessante Titel aus dem kommenden Programm vor, die wir bis zur offiziellen Vorschau allerdings noch geheim halten sollen, und prüfte unser Wissen über die Bücher von Marah Wolf, die ebenfalls anwesend war, anschließend in einem kleinen Quiz. Ich nutze die Gelegenheit außerdem, um mich nach neuen Büchern bzw. den ausstehenden Fortsetzungen von Cornelia Funke zu erkundigen. Einen konkreten Erscheinungstermin gibt es aktuell noch nicht, aber der vierte Band der Reckless Reihe könnte unter Umständen im Herbst 2019 erscheinen. Das ist doch schon einmal etwas.

Nach diesem Bloggertreffen verließ ich die Messe, weil ich am Abend eine Lesung besuchen und mich zwischendurch noch etwas stärken wollte. Eigentlich hatte ich geplant dieser Lesung einen eigenen Beitrag zu widmen, da ich, wie ihr gleich lesen werdet, aber nicht allzu viel zu berichten habe, werde ich das Wichtigste hier kurz zusammenfassen.

Am Freitagabend las Elisabeth Herrmann im Foodkurt Leipzig aus ihrem neuen Jugendbuch Zartbittertod. Die Location war wirklich schön, auch wenn sie nur wenig Platz für Zuhörer bot, die Umgebungsgeräusche (klapperndes Geschirr, Gespräche anderer Gäste) waren allerdings ziemlich laut, weshalb es vielleicht besser gewesen wäre den Raum, in dem die Lesung stattfand, etwas mehr vom restlichen Lokal abzutrennen. Insgesamt war ich von der Veranstaltung aber ohnehin eher enttäuscht, was jedoch nicht an der Location oder den technischen Schwierigkeiten lag, aufgrund derer die Lesung erst knapp zwanzig Minuten später begann als eigentlich geplant. Vielmehr unterschied sich die Lesung leider kaum von den lediglich 30-minütigen Kurzlesungen auf der Messe und hatte nichts mit den deutlich längeren, abendlichen Lesungen gemein, wie ich sie gewohnt bin bzw. war.

Nach einer kurzen Einführung zur Autorin, deren Romane schon vielfach ausgezeichnet wurden und aktuell teilweise wohl auch verfilmt werden, sowie der Information, dass man am Ende der Veranstaltung die Möglichkeit hätte, sich das Buch zu kaufen und/oder signieren zu lassen, begann Elisabeth Herrmann verschiedene, kurze Szenen aus dem Roman zu lesen, wobei sie zwischendurch kurz die Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Ausschnitten erläuterte. Sie hatte eine angenehme Stimme und wirkte durchaus sympathisch. Schon durch die wenigen Szenen merkte ich zudem, dass sie viele geschichtliche Fakten in die Handlung eingebaut hat und über gewisse Ereignisse aufklärt, über die man bisher vermutlich viel zu wenig weiß, insbesondere im Hinblick auf die Kolonialzeit, ohne dabei einen lehrerhaften Ton anzuschlagen.

Sie las ungefähr 30-40 Minuten und erklärte die Lesung dann schon kurz vor 20 Uhr praktisch für beendet, was mich sehr überraschte und zwar nicht im positiven Sinn. Versteht mich nicht falsch, mehr Szenen hätten es meiner Meinung nach auch nicht sein müssen, aber eine Lesung, die nicht im Rahmen einer anderen, größeren Veranstaltung stattfindet, besteht normalerweise aus mehr als bloß einem 30-40-minütigen Vortrag einiger Ausschnitte aus dem vorgestellten Buch – sonst lohnt sich das Kommen eigentlich auch fast gar nicht. In der Regel schließt sich ein moderiertes Interview an oder der Autor bzw. die Autorin beantwortet Fragen aus dem Publikum o.Ä., doch hier fand nichts dergleichen statt. Die Autorin stellte sich lediglich im Rahmen des Signierens noch für weitere Fragen zur Verfügung. Das fand ich ausgesprochen schade – hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mir das Buch ggf. irgendwo auf der Messe signieren lassen und eine andere Lesung besucht.

Am Samstag startete der Messetag für mich mit dem wunderbaren Bloggerempfang der Verlage Carlsen und Thienemann, bei dem insgesamt wieder fünf (+1) Autoren anwesend waren und ihre neuen Bücher präsentierten.

Den Anfang machte Clara Benedict, die Autorin von Aura – Die Gabe. Sie erzählte uns etwas mehr über sich und darüber, wie sich ihr Leben als Autorin von ihrem bisherigen Leben unterscheide. So hätte z.B. der Kaffeekonsum schlagartig zugenommen und sie kenne jetzt alle Energy Drink Sorten der Welt. Insgesamt sei das Leben als Autorin jedoch besser als sie es sich vorgestellt habe. Zeitmanagement sei nun allerdings besonders wichtig, zumal sie nicht „nur“ Autorin, sondern auch Lehrerin, Mutter und Sängerin in einer Band sei. Letzteres habe sie nun zwar aufgegeben, dennoch ließ sie sich zu einer kleinen Kostprobe überreden und sang den Cup-Song für uns, sogar mit Becher.

Sie schreibe einfach, was sie selbst gerne lese und als nächstes stünden die beiden Fortsetzungen an, die beide düsterer und erwachsener seien. Aura – Der Verrat, erscheine im Juni dieses Jahres, der dritte Band, Aura – Der Fluch, sei für Oktober 2019 geplant. Danach käme wieder etwas Neues bei Thienemann, mehr könne sie darüber aber noch nicht verraten.

Im Anschluss stellte Laura Kneidl ihren neuen Fantasyroman Herz aus Schatten vor. Das Buch spiele in Praha (= Prag), weil sie eine Stadt mit einer düsteren Aura gebraucht habe und einmal etwas Neues habe probieren wollen. Es gebe viele Monster in dem Buch, die sie selbst entworfen habe, orientiert an den vier apokalyptischen Reitern. Die Protagonistin könne diese Monster bändigen, das sei ihre besondere Gabe. Anfangs sei ihr das zu viel Verantwortung, später komme sie der damit verbundenen Verpflichtung jedoch nach, um ihre Stadt zu schützen. Außerdem enthalte das Buch eine verbotene Liebesgeschichte, schließlich sei ein Konflikt für den Spannungsaufbau notwendig gewesen. Es entwickle sich daher eine Beziehung zwischen der Protagonistin und einem Monster, das sich in einen Menschen verwandeln könne. Darüber hinaus gebe es in dem Buch viel Dunkelheit, die als Metapher für Depressionen stünde.

Als nächstes präsentierten Rainer Wekwerth und Thariot ihren gemeinsamen Roman Pheromon – Sie riechen dich. [Die Fortsetzung, Pheromon - Sie sehen dich, soll im Juli dieses Jahres erscheinen, der dritte Teil, Pheromon - Sie jagen dich, soll dann im Januar 2019 folgen.] Rainer Wekwerth erzählte, dass er gern ein Buch mit einem anderen Autor zusammen habe schreiben wollen, im Urlaub dann etwas von Thariot gelesen und ihn danach gefragt habe, ob er Lust auf eine Zusammenarbeit hätte. So hätten die beiden zueinander gefunden, obwohl der eine in Stuttgart wohne und der andere auf Malta. Die Arbeitsteilung sehe so aus, dass einer die Kapitel schreibe, die in der Gegenwart spielen, und der andere die, die in der Zukunft ablaufen. Nach dieser Trilogie könnten sie sich ein zweites, gemeinsames Projekt vorstellen, ein Konzept hätten sie sogar schon.

Zu guter Letzt sprach Tamara Bach über ihr neues Buch Mausmeer. Sie sei zwar seit 2003 im Geschäft, damals aber eher dort hineingestolpert, da sie sich sogar noch im Studium befunden habe. Der Literaturbetrieb sei damals noch nicht richtig bei ihr angekommen, daher könne sie auch nicht sagen, was sich seitdem alles verändert habe. Eine neue Veröffentlichung sei jedoch nach wie vor etwas Besonderes, trotz inzwischen zahlreicher Preise und Nominierungen. Beim Schreiben denke sie nicht an die Zielgruppe, sondern vor allem an die jeweiligen Figuren. Sie liebe es Dialoge zu schreiben und lese sich diese oft auch laut vor, um zu hören, ob sie stimmig klingen. Nach dem Schreiben sei sie allerdings „fertig mit den Figuren“, deshalb gebe es auch keine Fortsetzungen. Den Titel habe sie ihm Prinzip „geklaut“, dabei handele es sich nämlich um den Namen eines Angellochs/-weihers in dem Ort, aus dem sie komme. Außerdem habe sie offensichtlich einen Hang zu Komposita mit „M“. Ein Notizbuch habe sie immer dabei, vieles merke sie sich aber auch einfach.

Nach den Vorstellungen der Bücher und ihrer Autoren folgte eine kurze Pause, in der wir uns die Bücher signieren lassen konnten. Dieser Signierstunde schloss sich, sozusagen als Überraschungsgast, auch noch Emily Bold an.

Darauf folgte ein Spiel, bei dem zunächst zwei Teams aus je 4-5 Bloggern gegeneinander antraten, ehe dann die Mitglieder des Gewinner-Teams zu Konkurrenten wurden. Die Aufgabe bestand darin Titel aus einem der beiden Verlage zu erklären, zu zeichnen oder pantomimisch darzustellen, die von den restlichen Bloggern im Publikum erraten werden mussten. Dieses Spiel hat wirklich wahnsinnig viel Spaß gemacht, zumal einige Blogger wirklich ausgesprochen kreativ waren, was die „Erklärung“ betrifft, und man das Buch nicht unbedingt gelesen haben musste. Das können wir von mir aus nun jedes Jahr wiederholen!

Zum Abschluss stellten uns die anwesenden Mitarbeiter der Verlage dann ihre Favoriten aus dem kommenden Herbstprogramm vor. Bei Carlsen freue ich mich besonders auf Spiel der Macht von Marie Rutkoski und Du wolltest es doch auch von Louise O’Neill, das einen Bezug zur #metoo-Debatte hat. Bei Thienemann empfand ich Das Ende ist erst der Anfang von Chandler Baker, Cat & Cole – Die letzte Generation von Emily Suvada und Für immer und einen Herzschlag von Tamsyn Murray besonders interessant.

Danach ging es für mich weiter in Halle 4 zum Stand von Piper, wo Stefanie Schmieg zwei anderen Bloggerinnen und mir ein paar Titel aus dem kommenden Programm vorstellte. Im August erscheint beispielsweise Ein Riss im Raum, die Fortsetzung zu Das Zeiträtsel von Madeleine L’Engle. Im September erscheint mit One Small Thing ein neuer Roman von Erin Watt, im Oktober folgt ein weiterer New Adult Roman von Jennifer L. Armentrout mit dem Titel The Dead List. Mit Legendary erscheint im September außerdem die Fortsetzung zu Caraval von Stephanie Garber. Fans von Abbi Glines dürfen sich im Januar 2019 auf Like a Memory – Liebe kennt kein Zurück freuen. Fans von Jennifer Estep dürfen sich im Oktober auf Hard Frost, den zweiten Teil der Mythos Academy Colorado, und im Dezember auf Spinnenglut, den elften Band der Elemental Assassin Reihe, freuen. Fans von Dan Wells können ab Januar 2019 Active Memory, den letzten Band der Mirador-Trilogie, lesen. Mein Highlight war jedoch die Ankündigung eines High Fantasy Auftakts von Laura Kneidl mit dem Titel Die Krone der Dunkelheit, der im Oktober dieses Jahres erscheint.

An die Zeit bis zur nächsten Veranstaltung habe ich, ehrlich gesagt, keinerlei Erinnerung mehr, daher mache ich jetzt einfach mit dem Bloggertreffen von dtv weiter, bei dem Stefanie Broller einer Vielzahl von Bloggern die Herbst-Highlights präsentierte: Im Juli erscheint mit Elian und Lira – Das wilde Herz der See das Debut von Alexandra Christo. Im September erscheint Wicker King von Kayla Ancrum. Im gleichen Monat erscheint Nichts zu verlieren. Außer uns. von Lea Coplin, ein Spin-Off zu Nichts ist gut. Ohne dich. . Die Autorin soll dieses Jahr auch zur Frankfurter Buchmesse kommen. Von Holly Bourne erscheint eine neue Trilogie – Spinster Girls. Der erste Band, Was ist schon normal? , soll im Juli 2018 erscheinen, der zweite Band, Was ist schon typisch Mädchen? , soll bereits im August 2018 folgen. Der dritte Band ist für Februar 2019 geplant. Auch Holly Bourne soll auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse zu Gast sein. Fans von The Hate U Give empfiehlt sie die neue Reihe von James Reynolds. Der Auftakt erscheint im August unter dem Titel Ghost, der zweite Band trägt den Titel Patina und soll im November 2018 folgen. Der Autor soll im September ebenfalls nach Deutschland kommen.

Darüber hinaus beinhaltet das Programm einige Fortsetzungen: Im Juli erscheinen sowohl Ocean City – Im Versteck des Rebellen von R.T. Acron als auch Batman von Marie Lu. Im September erscheinen Gemina von Amie Kaufman und Jay Kristoff und Throne of Glass – Der verwundete Krieger von Sarah J. Maas. Im November erscheint dann Catwoman, ebenfalls geschrieben von Sarah J. Maas.

An das Bloggertreffen schloss sich die Superhelden-Party von dtv an, auf die ich mich schon sehr gefreut hatte. Die Umsetzung hat mir aber leider weniger gefallen, da die einzelnen Programmpunkte auf mehrere Stunden verteilt wurden und die Pausen zwischendurch einfach viel zu lang waren für meinen Geschmack. Hinzu kommt, dass es keinerlei Sitzmöglichkeiten gab und gerade am Messe-Samstag ist man dankbar für jede Sitzgelegenheit. Ich jedenfalls hatte keine Kraft mehr, um stundenlang zu stehen, weshalb ich die Party in einer der langen Pausen schließlich verließ.

Zum Abschluss des Tages besuchte ich eine Veranstaltung, die ich schon seit Jahren gern einmal besuchen wollte, für die ich bis dahin jedoch nie die Zeit gefunden hatte: die Preisverleihung für den Ungewöhnlichsten Buchtitel des Jahres. Ich kann mir gar nicht erklären, warum die Verleihung so schlecht besucht war – vielleicht wegen der späten Uhrzeit? – ich habe mich nämlich bestens amüsiert. Ein Moderator stellte zunächst kurz die Jury vor und präsentierte dann die Shortlist-Titel, allerdings in umgekehrter Reihenfolge, also wie bei einem Countdown. Nach jedem Titel wurde dem Publikum eine Frage gestellt und wer sie als erstes richtig beantwortete, gewann ein Exemplar des Buches, in meinem Fall war dies Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten. Am Ende folgte eine kurze Lesung aus dem Gewinnertitel Als Omma den Huren noch Taubensuppe kochte von Anna Basener, fantastisch gelesen von der Autorin selbst, mit Dialekt. Herrlich! Cover, Titel und Klappentext hätten mich nie angesprochen, aber der sehr amüsante Auszug aus dem Buch hat mir so gut gefallen, dass ich es anschließend auf die Wunschliste gesetzt habe.

Den Sonntag nutzte ich vor allem, um mir ein paar der blogger sessions in Halle 5 anzusehen bzw. anzuhören. Den Anfang machte ein Vortrag mit dem Thema #detox – Neues zu Influencermarketing und Schleichwerbung, den ich sehr aufschlussreich fand und zum Anlass genommen habe, um auf meinem Blog ein paar kleinere Änderungen vorzunehmen. Ich persönlich empfinde (Affiliate-)Links zwar nach wie vor nicht als Werbung im Sinne der Definition des Telemediengesetzes, zumindest sofern man für das Setzen des Linkes keine finanzielle Gegenleistung erhält, was bei mir nicht der Fall ist, doch sicher ist sicher.

Da Mona Kasten in diesem Jahr leider nicht zur LLC kommt, machte ich mich anschließend auf den Weg in Halle 4 zu ihrer Signierstunde am Stand von Bastei Lübbe. Die Schlange war schon eine knappe Stunde vor Beginn der Signierstunde extrem lang, aber die Zeit verging schneller als gedacht, wie gesagt, man findet bei so etwas eigentlich immer Gleichgesinnte, mit denen man plaudern kann.

Danach ging ich zurück zu den blogger sessions in Halle 5, allerdings fiel der Vortrag aus, den ich mir eigentlich ansehen wollte und die Alternative – es gab zwei Fachforen, in denen parallel Veranstaltungen stattfanden – konnte mich nicht wirklich fesseln, zumal sie in meinen Augen auch gar nicht in die Veranstaltungsreihe passte. Ich blieb jedoch trotzdem dort, weil ich den nächsten Vortrag – Sicher im Netz – ebenfalls noch hören wollte. Auch diesen Vortrag fand ich durchaus interessant, muss aber zugeben, dass ich nicht alles verstanden habe, weil es zum Teil sehr technisch war. Zudem wurde in der kurzen Zeit recht viel abgehandelt, sodass es bei vielen Aspekten gar nicht möglich war näher ins Detail zu gehen. Ich hatte mich jedoch sehr darüber gefreut, dass die Rednerin anbot ihr eine Mail zu schreiben, wenn man weitere Fragen hätte – auf die Antwort warte ich nun aber leider schon seit ein paar Wochen …

Mein letzter Programmpunkt führte mich wieder in Halle 1. Die Präsentation, die ich eigentlich sehen wollte, hatte ich allerdings verpasst, weil ich mich davor etwas verquatscht hatte – kommt vor. Also schlenderte ich nur ein wenig durch die Halle, ließ noch ein paar Eindrücke auf mich wirken, schaute mir ein paar Graphic Novels an, unterhielt mich mit ein paar Verlags-Mitarbeitern und ließ einfach die Messe ausklingen. Da ich einen etwas späteren Zug gebucht hatte, hatte ich glücklicherweise keinerlei Zeitdruck, was das Verlassen der Messe betraf.

Längere Ausführungen zu dem Schneechaos an dem Wochenende in Leipzig, den damit verbundenen „Unannehmlichkeiten“ und dem stundenlangen Stehen an diversen Bahnhöfen, insbesondere am Sonntag, als ich einfach nur noch nach Hause wollte, spare ich mir an dieser Stelle und hoffe einfach mal, dass uns das im nächsten Jahr erspart bleibt. Davon abgesehen war es nämlich eine sehr schöne Messe, vor allem auch, weil ich endlich mal einige liebe Blogger, Autoren und Verlagsmitarbeiter wiedergetroffen habe, die ich sonst nur selten zu Gesicht bekomme. Hoffentlich sehen wir uns im nächsten Jahr wieder. :)

Apr  12

[Lesung] Britta Sabbag, Maite Kelly & Joëlle Tourlonias

12. April 2018 | 23:55 | Erlebt

Am 22. Februar 2016 stellten Britta Sabbag, Maite Kelly und Joëlle Tourlonias in der ocelot Buchhandlung in Berlin den zweiten Band ihrer Bilderbuchreihe um die kleine Hummel Bommel vor und auch ich nahm an der gut besuchten Veranstaltung teil. Der ganze Laden war entsprechend dekoriert worden und überall standen gerahmte Illustrationen von Joëlle Tourlonias, die man zu Preisen ab 30 Euro käuflich erwerben konnte.

Ich war bereits frühzeitig vor Ort und nutze die Zeit für einen kleinen Plausch mit der wunderbaren Illustratorin Joëlle Tourlonias. Sie erzählte mir, dass sie inzwischen hauptberuflich als Illustratorin arbeite und um die fünfzehn Bücher pro Jahr gestalte. Für ein Bilderbuch brauche sie im Durchschnitt etwa zwei Wochen. Wenn sie in Zeitnot gerate, helfe sogar ihr Freund beim Ausmalen. Die Idee mit den Chucks, die die kleine Hummel trägt, sei allerdings direkt von Maite Kelly und Britta Sabbag gekommen.

Nach einer kurzen Einführung durch Mitarbeiter der Buchhandlung sowie des Verlages, begann dann die eigentliche Lesung. Maite Kelly und Britta Sabbag trugen mit verteilten Rollen und verstellten Stimmen Die kleine Hummel Bommel sucht das Glück vor. Erstere übernahm meistens die direkte Rede, zum Teil mit tollen, ausländischen Akzenten, wohingegen letztere den restlichen Text vorlas. Die vielen kleinen Kinder, die den Autorinnen lauschten – der jüngste Gast war gerade einmal 15 Monate alt – wurden ebenfalls aktiv in die Lesung eingebunden, indem sie alle das „Brumm, Brumm, Brumm“ nachmachen sollten. Für einige Lacher sorgte hingegen der zweimalige Zwischenruf eines kleinen Jungen wegen der Tram vor dem Laden: „Oooh, eine Straßenbahn!“.

An den entsprechenden Stellen sang Maite Kelly mit viel Gefühl die beiden Songs zum zweiten Bilderbuch, wobei man ihr sichtlich anmerkte, wie viel Freude sie daran hatte. Im Hintergrund lief die ganze Zeit ein „Bilderbuch-Kino“, sprich es wurden die entsprechenden Illustrationen aus dem Buch an eine Wand projiziert. Für Joëlle Tourlonias stand zudem ein Flipchart bereit, auf das sie währenddessen live ein wunderbares Bild der kleinen Hummel zeichnete, das am Schluss die Organisatorin der Veranstaltung geschenkt bekam.

Aufgrund der wenigen Seiten war die Lesung leider ziemlich schnell vorbei, vor dem Signieren durften die kleinen Gäste aber natürlich noch Fragen loswerden. Ein süßer kleiner Junge wünschte sich bei der Gelegenheit noch den Song „Du bist du“ aus dem ersten Band, den Maite Kelly ihm gern erfüllte, allerdings unter der Bedingung, dass er mitsang. Als sie ihn auf „seine Bühne“ (einen Stuhl) stellte, verpasst sie beim ersten Mal ihren Einsatz, „weil sie so ein Profi ist“, wie sie selbst schmunzelnd sagte. Beim Refrain sangen dann auch alle anderen Kinder mit, was wirklich niedlich war und wofür sie selbstverständlich viel Applaus bekamen.

Ein anderer Junge fragte Maite Kelly, die übrigens wirklich gut mit Kindern umgehen kann, warum sie denn nicht ihr „Atemlos“ Lied singe. Die Antwort: „Weil ich nicht Helene Fischer bin.“, woraufhin alle Erwachsenen in schallendes Gelächter ausbrachen. Die Sängerin nehme es jedoch gern als Kompliment, dass der Junge sie offenbar für sie schön und schlank wie Helene Fischer halte. Helene Fischer dürfe man aber nichts von dieser Verwechslung erzählen, sonst esse diese am Ende vielleicht nie wieder etwas. Doch ein paar Takte von „Atemlos“ sang sie am Ende trotzdem kurz.

Gefragt wurde außerdem, wie die beiden auf den Namen Bommel gekommen seien. Ursprünglich hätte die Hummel wohl einen anderen Namen gehabt, der sei aber nicht ideal gewesen. Auf Bommel seien sie dann gekommen, weil die Hummel so ein bisschen aussehe wie die Bommeln, die manchmal an Kinderkleidung genäht seien, und das hätte perfekt gepasst. Warum Bommel keine Biene ist? Wegen des Physikers, der irgendwann einmal meinte, dass Hummeln eigentlich zu schwer zum Fliegen seien, das jedoch einfach nicht wüssten. So seien sie auf die Idee für das Buch gekommen und auch Menschen bewiesen oft, dass sie etwas können, obwohl jemand anderes das Gegenteil behauptet.

Zum Abschluss konnte man sich dann von Britta Sabbag, Maite Kelly und Joëlle Tourlonias die Bilderbücher oder sonstige hummelige Sachen signieren lassen, wobei letztere sich sogar manchmal die Zeit nahm zusätzlich zu ihrer Signatur kleine Hummeln auf das Titelblatt zu zeichnen.

Dez  21

[Lesung] Jodi Picoult

21. Dezember 2017 | 23:55 | Erlebt

Am 13. November 2017 stellte die us-amerikanische Autorin Jodi Picoult bei einer recht gut besuchten Veranstaltung im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann, bei der auch ich im Publikum saß, ihren neuesten Roman Kleine große Schritte vor. Die Lesung wurde von Margarete von Schwarzkopf moderiert, die deutschen Passagen aus dem Buch wurden von der Schauspielerin Bettina Lamprecht vorgetragen.

Die Veranstaltung begann mit einer kurzen – abgelesenen – Einführung durch eine Mitarbeiterin des Kaufhauses, bei der ich mich wieder einmal gefragt habe, wie schwer es eigentlich sein kann sich drei Sätze einzuprägen. Das ist aber das einzige, was ich an dem Abend zu bemängeln habe, ansonsten war die Lesung wirklich ganz wunderbar.

Das Interview mit der Autorin begann mit einem politisch ebenso aktuellen Thema wie das ihres neuesten Werkes, denn Jodi Picoult erzählte, wie geschockt sie gewesen sei, als sie in den Nachrichten gesehen habe, was sich zu der Zeit gerade in Polen ereignete (Marsch von 60.000 Nationalisten durch Warschau) und dass wir offenbar doch nicht aus der Vergangenheit gelernt hätten.

Grundsätzlich schreibe die Autorin über das, worüber sie schreiben „müsse“. Der Prozess beginne dabei immer mit einer „was wäre, wenn“-Frage und je länger sie über eine solche Frage nachdenken müsse, desto besser sei die Idee, insbesondere wenn sie ihr mehrere schlaflose Nächte beschere. Als ihre Kinder – insgesamt habe sie nun drei – noch jung gewesen seien, habe sie vor allem über all die furchterregenden Dinge geschrieben, die den eigenen Kindern zustoßen könnten. Je älter ihre Kinder geworden seien, desto mehr habe sie angefangen die Themengebiete auszuweiten. Heute stünden eher moralische Fragen im Mittelpunkt.

Über Rassismus habe Jodi Picoult schon lange schreiben wollen. Eine Idee habe sie auch schon vor sehr langer Zeit gehabt, allerdings keine authentischen Charaktere dazu. Außerdem habe sie sich lange gefragt, ob sie überhaupt das Recht dazu habe über dieses Thema zu schreiben, schließlich habe sie nicht vom Leid anderer profitieren wollen.


Im Jahr 2012 habe es in den USA wirklich eine schwarze Krankenschwester gegeben, der es untersagt worden war ein weißes Baby anzufassen. Diese habe sich dann mit anderen Kolleginnen zusammengetan und das Krankenhaus verklagt. Die Idee zu Kleine große Schritte sei dann aus der Frage heraus entstanden, was geschehen wäre, wenn diese Krankenschwester allein mit dem weißen Baby gewesen und irgendetwas schief gegangen wäre.

Die Autorin betonte darüber hinaus, dass sie den Roman eben gerade nicht für Schwarze geschrieben habe, diese würden ihren mitunter schwierigen Alltag nämlich selbst gut genug kennen. Zudem sei es ihr sehr wichtig gewesen die Handlung aus verschiedenen Perspektiven zu schildern, der der Krankenschwester (Ruth), der ihrer Verteidigerin (Kennedy) und der des rassistischen Vaters des Neugeborenen (Turk).

Die Recherche für den Roman habe über zwei Jahre gedauert und damit mehr Zeit in Anspruch genommen als bei jedem anderen Buch zuvor. Sie habe sich mit Krankenschwestern und schwarzen Frauen getroffen, deren Erfahrungen in die Geschichte von Ruth eingeflossen seien. Besonders viel Recherche sei allerdings auch für Turk notwendig gewesen. Sie habe mit zwei ehemaligen Neonazis gesprochen, die vor einigen Jahren aus der Szene ausgestiegen seien. Beide hätten schlimme Verbrechen begangen, aber immerhin ihre Lektion gelernt und irgendwann gemerkt, dass ihre Vorurteile unberechtigt waren. „Skinheads“ ließen sich heute auch nicht mehr auf den ersten Blick erkennen, würden jedoch nach wie vor Ängste schüren und sich dafür vermehrt der sozialen Medien bedienen. Es sei schwierig für sie gewesen den Erzählungen der beiden Männer zuzuhören und es habe sie schockiert zu hören, dass es so etwas heute noch immer gebe. Die Männer seien inzwischen aber sehr reumütig und würden für den Rest ihres Lebens versuchen die begangene Gewalt wiedergutzumachen. Sie würden ihr Leben nun dem Kampf gegen Hass widmen und wenn sie es könnten, müsste es dann nicht jedem gelingen können?

Dann folgte die erste kurze Unterbrechung des Interviews und eine erste Szene aus dem Roman wurde von Bettina Lamprecht vorgetragen, die das wirklich ganz hervorragend machte. Es war die Szene im Krankenhaus, in der Ruth miterlebt wie Turk verlangt, dass weder sie noch „eine andere wie sie“ sich um sein Kind kümmere.

Turk sei der Charakter gewesen, der am schwierigsten zu schreiben gewesen sei. Bei Ruth sei es „nur“ wichtig gewesen den richtigen Ton zu treffen, sie authentisch zu machen; als Mensch ähnele sie der Autorin sehr. Turk zu schreiben hätte sich hingegen oftmals sehr schmutzig angefühlt und sie habe danach immer das Bedürfnis gehabt zu duschen. Das sei ihr zum ersten Mal so gegangen. Trotzdem habe man aufgrund seines Verlustes irgendwann Mitleid mit ihm. Es mache einen vielleicht sogar wütend sich mit so jemandem zu identifizieren, doch es passiere und das sei wichtig.

Keine Figur und kein Mensch sei ein Heiliger, alle hätten Fehler; Schwächen und Stärken. Es ginge also vielmehr um die verschiedenen Grautöne dazwischen, denn nicht alles sei schlicht schwarz oder weiß – im übertragenen Sinn.

Es schloss sich ein kleiner Dialog an, der für viele Lacher sorgte, weshalb ich euch nun ebenfalls daran teilhaben lassen möchte:

Jodi Picoult: “[…] Everyone has shades of grey.“
Margarete von Schwarzkopf: “At least fifty.”
JP: “I didn’t write that book, otherwise it would have been better!”

Zurück zum Thema: Als Weißer habe man so viele Privilegien, derer man sich gar nicht bewusst sei und über die man nie nachdenke. Darauf habe sie aufmerksam machen wollen. Sie wolle nicht erreichen, dass man sich schuldig fühle, aber man solle solche Umstände bemerken und vielleicht sogar etwas daran ändern. Die Botschaft des Romans entspreche daher dem Zitat von James Baldwin auf Seite 15 der deutschen Ausgabe: „Nicht alles, dem man sich stellt, kann auch verändert werden. Aber nichts kann verändert werden, wenn man sich ihm nicht stellt.“

Im Prinzip könne das Buch genauso gut von anderen Minderheiten handeln, denen ginge es nämlich meist ähnlich. Sie alle hätten gewisse Probleme im Alltag oder ähnliche Erfahrungen gemacht wie die Protagonistin Ruth, die Autorin habe sich nur eben auf die Afro-Amerikaner konzentriert. Doch auch für Juden und Muslime sei es gerade eine harte Zeit in den USA.


Viele Menschen seien auf sie zugekommen und hätten ihr ihre Erfahrungen geschildert. Dabei habe sich herauskristallisiert, dass Rassismus nicht nur aus Vorurteilen bestehe, sondern aus der Verknüpfung von Vorurteilen und Macht. Ein großes Problem sei in den USA zurzeit der Anstieg von Hassgruppen und die Normalisierung von Hassreden. Sie würden „macht Amerika wieder groß“ sagen, aber eigentlich „macht Amerika wieder weiß“ damit meinen. Alles solle wieder leicht und unproblematisch für sie sein. Jodi Picoult hoffe jedoch, dass es sich dabei um „den letzten Atemzug einer sterbenden Rasse“ handele. In 20 Jahren werde die USA nicht mehr überwiegend von weißen Menschen bevölkert werden und davor würden sich viele fürchten. Im Ergebnis gebe es aber viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Kulturen als Unterschiede, man müsse sich nur damit vertraut machen.

Als zweites wurde dann eine Szene aus der Sicht von Turk vorgelesen, der zu jenen angsterfüllten Menschen gehöre. Insgesamt wurden diese Szenen alle sehr gut ausgewählt, waren interessant und hatten eine sehr angenehme Länge.

Alles, was Turk als junger Mann erlebt habe, sei einem der beiden jungen Männer, die Jodi Picoult für das Buch interviewt habe, in Wirklichkeit passiert. So unwirklich manches vielleicht erscheine, das alles sei real und existiere tatsächlich. Sie habe sogar noch ca. 70 Seiten aus seiner Perspektive gekürzt, weil es sonst zu viele gewesen wäre, um es beim Lesen zu verarbeiten.

Kleine große Schritte sei ferner ein Buch über Eltern und Kinder und wie sie einander gegenseitig formen. Alle Charaktere darin würden eine Beziehung zu einem Kind haben, das sie beschützen wollen; das sei ihre gemeinsame Motivation.

Kennedy sei ebenfalls eine interessante Figur und entspreche am ehesten dem Bild eines „Gutmenschen“. Doch auch sie mache Fehler und habe Schwächen, auch sie mache nicht alles richtig. Durch den Gerichtsprozess lerne sie aber viel dazu.

Wie könne man etwas ändern? Die Autorin freue sich sehr, dass man diese Frage stelle und nannte daraufhin einige Beispiele als Antwort. Man solle niemals sagen, dass man „colour-blind“ sei, sondern besser „race-aware“, sonst würde es nur fälschlicherweise bedeuten, dass man etwas nicht wahrnehme. Man solle nicht sagen „all lives matter“ oder „I have black friends“, als Weißer solle man sich nicht immer hervortun. Alle Leben hätten eben erst dann eine Bedeutung, wenn das auch die Schwarzen umfasse. Man müsse den Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit verstehen. Man solle sich selbst in unbehagliche Situationen begeben, um andere zu verstehen, und sich selbst weiterbilden. Sie fragte das Publikum, ob irgendjemand wisse, wer beispielsweise Garret Morgan sei, was niemand bejahen konnte, obwohl eine seiner Erfindungen jedem nur allzu gut bekannt sei. Herauszufinden, welche das sei und wer er war, sei also unsere Hausaufgabe des heutigen Abends.

Sie führte weiter aus, dass man auf jeden Fall über Rassismus reden und anderen zuhören solle. Es sei besser dabei Fehler zu machen als überhaupt nicht über das Thema zu sprechen. Man solle mehr Bücher von diversen Autoren lesen. Man solle versuchen zu verstehen, wie man sich als Angehöriger einer Minderheit fühle.

Zum Abschluss wurde dann noch eine letzte, sehr aufschlussreiche Szene aus der Sicht von Kennedy gelesen, die eindrucksvoll zeigt, wie unterschiedlich so eine gewöhnliche, alltägliche Aufgabe wie das Einkaufen ablaufen kann.

Die Moderatorin bedankte sich daraufhin beim Publikum fürs Zuhören und Jodi Picoult verriet noch, dass Kleine große Schritte demnächst verfilmt werde und zwar mit Viola Davis als Ruth und Julia Roberts als Kennedy. Des Weiteren sei auch der nächste Roman bereits in Arbeit.

Natürlich hatte man im Anschluss zudem die Möglichkeit sich Bücher von der Autorin signieren zu lassen, welche auch ich in Anspruch nahm. Für diesen Anlass hatte ich mir im Vorfeld extra den neuen Roman gekauft, nur um dann später festzustellen, dass ich tatsächlich schon vier andere Bücher von ihr im Regal hatte. Doch spätestens nach der Lesung hätte ich Kleine große Schritte ebenfalls haben wollen, sodass es letztlich ganz gut war, dass mir die anderen Bücher zwischenzeitlich entfallen waren.

Nov  29

[Event] Harry Potter Lesenacht

29. November 2017 | 22:58 | Erlebt

2016 feierte ich meinen Geburtstag am 23. September mit dem Besuch eines besonderen, einzigartigen Events: der Harry Potter Lesenacht anlässlich des Erscheinens der deutschen Ausgabe von Harry Potter und das verwunschene Kind.

Beim Betreten des Veranstaltungsortes war bereits auf den ersten Blick erkennbar, dass sich der Verlag wahnsinnig viel Mühe gegeben und wirklich tolle Ideen entwickelt hatte. Ein Hut teilte einen zunächst erst einmal einem der vier Häuser zu, wobei man diese Entscheidung gegebenenfalls durch einen kleinen Tausch beeinflussen konnte. Es gab perfekt zum Motto passendes Essen in der großen Halle, im „Drei Besen“ wurde Vielsaft-Trank serviert, man konnte Socken für die Aktion „Rettet die Hauselfen“ spenden und sogar seinen Namen in den Feuerkelch werfen. Viele Fans waren außerdem kostümiert erschienen und einer der Männer sah Daniel Radcliffe tatsächlich verblüffend ähnlich.


Der Abend begann mit einer kurzen Einführung durch die Verlegerin, die ein paar Worte zu Harry Potter im Allgemeinen sowie dem unerwarteten Erfolg der Reihe sagte und erzählte, wie Carlsen dadurch von einem kleinen Verlag zu einem der größten Deutschlands wurde.

Im Anschluss fand das Trimagische Turnier mit einem Champion aus jedem der vier Häuser statt. Ich konnte es erst gar nicht glauben als mein Name gleich als erstes fiel und bereute es augenblicklich meinen Namen überhaupt in den Feuerkelch geworfen zu haben, denn ausgerechnet ich war der Champion für Gryffindor. Zum Glück habe ich mich letztendlich aber nicht, wie befürchtet, bis auf die Knochen blamiert, sondern eigentlich ganz gut geschlagen und mir mit dem Ravenclaw-Champion den zweiten Platz geteilt, leider hinter Slytherin. Die erste Runde bestand aus Quizfragen, in der zweiten wurden Zaubersprüche abgefragt und in der dritten traten wir beim Tisch-Quidditch gegeneinander an. Letzteres fand ich besonders originell und schön gemacht, zumal es im Grunde so einfach ist, dass man es zu Hause jederzeit nachmachen könnte.


Es folgte eine kurze Pause, in der ich von meiner Arbeitskollegin, die mich zu der Veranstaltung begleitet hatte, sowie einigen lieben Blogger-Kollegen sogar noch ein Geburtstagsständchen bekam. In der Schlange am Buffet räumten mir manche wegen meiner Teilnahme am Trimagischen Turnier zudem sogar Vorrechte ein, sprich ich wurde vorgelassen.

Um 23.30 Uhr wurden sodann erst der Epilog aus Harry Potter und die Heiligtümer des Todes vorgetragen, daraufhin die Sekunden bis Mitternacht und damit zum Erscheinungstermin des Drehbuchs zum Theaterstück gezählt und schließlich das erste Kapitel aus Harry Potter und das verwunschene Kind vorgelesen. Vor allem der Epilog wurde wirklich angenehm vorgetragen, während das Zuhören beim ersten Kapitel des Skripts nicht mehr ganz so schön war, da es nicht mit verteilten Rollen gelesen wurde, sondern stets erst der Name einer Figur genannt und dann der der Person zugewiesene Text vorgetragen wurde, und der Inhalt darüber hinaus nahezu identisch war.


Die Gewinnerin des Trimagischen Pokals bekam anschließend als erste das Buch überreicht, woraufhin auch alle anderen Gäste eine Tüte mit einem brandneuen Exemplar entgegen nehmen durften. Zum Abschluss des gelungenen Abends folgte noch eine letzte Photo-Session mit allen Fans sowie deren Büchern.

Alles in allem war es eine wahrlich fantastische Nacht, die unheimlich viel Spaß gemacht hat, weshalb ich sehr froh bin, dass ich daran teilnehmen durfte. Von mir aus dürfte der Verlag also gern noch einmal eine solche – oder ähnliche – Veranstaltung organisieren, genügend Bücher aus der Welt von Harry Potter, deren Erscheinen man feiern könnte, wird es ja auch in Zukunft geben.

Archive

Online seit

Hinweis: In nahezu allen Beiträgen sind die ggf. abgebildeten Buchcover o.Ä. mit einem sog. Affiliate-Link (externer Link zu Amazon) hinterlegt und gelten daher als Werbung.