Ich weiß, dass viele Menschen, insbesondere natürlich solche, die viel und gern lesen, die Bücher, auf denen Filme basieren, oftmals grundsätzlich besser finden als die jeweilige Adaption. Bei manchen, zumindest empfinde ich das so, geht es dabei scheinbar ums Prinzip. Der Gedanke, dass eine Verfilmung besser sein könnte als die Vorlage, kommt ihnen gar nicht erst in den Sinn und jegliche Diskussion ist mitunter zwecklos, weil ein Film ihrer Ansicht nach niemals so tiefgründig oder facettenreich sein könne wie der dazugehörige Roman. Ich persönlich sehe das nicht so.
Buch und Film bzw. Serie – in letzter Zeit gibt es ja erfreulicherweise immer mehr Serien-Adaptionen – sind für mich zwei völlig verschiedene Medien mit individuellen Vor- und Nachteilen. Ich bin daher auch stets bemüht sie getrennt voneinander zu betrachten und zu bewerten, weshalb ich – und mir ist durchaus bewusst, dass ich damit eher die Ausnahme darstelle – gern zuerst den Film sehe und später das Buch lese, sofern das noch möglich ist, weil ich dann vor allem an den Film unvoreingenommener herangehen kann. Es gibt mittlerweile sogar einige Genre, z.B. Historische Romane oder Thriller, bzw. Autoren, allen voran Nicholas Sparks, bei denen ich mich auf die Filme mehr freue als auf die Bücher.
Der direkte Vergleich wird gerade dem Film meiner Meinung nach häufig nicht gerecht. Zum Teil wird jede noch so kleine Veränderung kritisiert, obwohl diese für die Geschichte insgesamt überhaupt nicht von Bedeutung ist. Wen interessiert schon die Augenfarbe der Hauptfigur? Es ist schlichtweg unmöglich ein Buch Szene für Szene detailtreu zu verfilmen und zudem nicht sinnvoll, da ein solcher Film wahrscheinlich kein Publikum finden würde. Es sind, wie gesagt, unterschiedliche Medien mit unterschiedlichen Anforderungen und Aspekten, die es zu berücksichtigen gilt.
Unter den Adaptionen, bei denen mir der direkte Vergleich tatsächlich möglich ist, gibt es aber einen Titel, der mir bei der Frage, was nun besser ist, immer direkt als erstes in den Sinn kommt und welcher der Grund dafür ist, dass ich die heutige Montagsfrage definitiv mit ‚ja‘ beantworten kann: Der Sternwanderer. Der Roman von Neil Gaiman ist ganz gut, doch der Film ist großartig! Das liegt nicht nur an den tollen Schauspielern, obschon diese sicher ihren Teil dazu beitragen. Meiner Ansicht nach ist es den beiden Drehbuchautoren vielmehr gelungen die Schwächen des Buches auszumerzen, wodurch sie die Geschichte vor allem wesentlich spannender gemacht haben. Betrachtet man das große Ganze, mögen die Veränderungen gar nicht besonders gravierend erscheinen, dafür ist die Wirkung umso beachtlicher. Indem sie beispielsweise gewisse Enthüllungen länger hinauszögern als es der Autor getan hat, bauen sie viel mehr Spannung auf – daran mangelt es im Buch des Öfteren. Statt eine bestimmte Figur schon lange, bevor sie wirklich in Gefahr schwebt, auf einen wichtigen Umstand hinzuweisen, wird sie im Film erst in letzter Sekunde gerettet. Außerdem mag ich auch das Ende des Films deutlich lieber als das des Buches, vielleicht weil es irgendwie romantischer oder vielsagender ist.
Abgesehen von diesem Beispiel – und einigen Zeichentrick-Klassikern von Disney, die ich ebenfalls gelungener finde als die Original-Märchen – gibt es für mich darüber hinaus zahlreiche Verfilmungen, die ich als mindestens genauso gut wie die Bücher, auf denen sie basieren, erachte, sodass ich persönlich bei diesen nicht sagen könnte, ob ich nun das Buch oder aber den Film besser finde. Bestimmt gibt es ebenso viele Filme, bei denen die Vorlagen wesentlich besser sind, doch nur wegen dieser negativen Beispiele sollte man Verfilmungen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber stehen und vielleicht öfter einmal versuchen diesen offen zu begegnen anstatt von Anfang an gleich nach Fehlern oder Abweichungen zu suchen.
22. September 2018 | 20:40
Hey Stephie,
in Sachen Verfilmungen muss ich ja gestehen, dass ich nur sehr wenig fernsehe und da vieles an mir vorüber geht. Kino aber finde ich toll. Als negatives Beispiel könnte ich Jo Nebøs ‘Der Schneemann’ nennen. Diese Version war einfach nur trostlos. Was ich aber mag sind die alten Stephen King Filme. Allen voran ‘Carrie’. Ganz großes Kino war auch ‘Der Herr der Ringe’, im Buch kommt diese gewaltige Landschaft nicht wirklich rüber, den Special Effects sei dank. Viele Filme stehen und fallen meiner Meinung auch mit den Darstellern. Ich sollte mal öfters wieder fernsehen. ;-)
Hab noch ein schönes Wochenende, liebe Grüße, Kerstin #litnetzwerk
22. September 2018 | 23:07
Hallo Kerstin,
‘Der Schneemann’ habe ich noch nicht gesehen, falls das die Verfilmung mit Michael Fassbender ist, wollte ich das aber eigentlich noch. ^^’ Bei ‘Carrie’ mag ich die neue Verfilmung mit Chloe Grace Moretz tatsächlich etwas lieber, aber bei ‘Der Herr der Ringe’ sind wir uns einig. Aber was heißt hier Special Effects? Zumindest die grandiose Landschaft ist doch größtenteils echt, soweit ich weiß, immerhin kann man die Drehorte teilweise besuchen und eine Freundin von mir hat einige davon auch schon in echt gesehen als sie in Neuseeland war. Insgesamt kann die Filmreihe aber tatsächlich durchaus mit tollen Special Effects überzeugen.
Falls du Empfehlungen brauchst, was Adaptionen betrifft, sag einfach Bescheid. Ich schaue ja fast alles, du musst mir nur ein Genre nennen. :)
Viele Grüße und ebenfalls ein schönes Wochenende, Stephie
23. September 2018 | 14:03
Mir kommen da sofort ‘Gone Girl’ und ‘Harry Potter’ in den Sinn – da hat man geniale Bücher unglaublich gut verfilmt. Ich bin aber eher bei dir angesiedet, denn im Moment schaue ich meist zuerst die Filme und lese dann die Bücher, was aber eher der Zeit geschuldet ist. Buch und Film/Serie habe ich schon immer etwas differenzierter betrachtet, da eine Verfilmung eines Buches nun mal mit Abschnitten einhergeht. Man kann keinen 600+ Roman in einen zweistündigen Film quetschen, das wird nicht funktionieren. Genauso wie man nie komplett die Vorstellung der Figuren im Kopf zu 100 Prozent umsetzten können wird. Abweichende Optik stört mich dementsprechend gar nicht, weil ich es bei Filmen und Serien wichtiger finde, dass ein Darsteller die Rolle schauspielerisch tragen kann. Was will ich mit jemandem, der zwar wie beschrieben aussieht, aber die Rolle einfach nicht rüberbringen kann. So geht es mir bei Katherine McNamara in ‘Shadowhunters’. Die trifft ja wesentlich mehr auf die Buchbeschreibung zu als Lily Collins, ist dieser aber schauspielerisch um Welten unterlegen. Deshalb hätte ich letztere auch für die Serie bevorzugt.
Ich werde eigentlich erst genervt, wenn eine Verfilmung gar nichts mehr mit der Buchvorlage gemein hat, sprich man lässt wichtige Dinge weg, die dem Verständnis oder der Handlung dienen, oder man ändert das Ende komplett ab. Bei ‘Die Bestimmung’ fand ich das sehr störend, wobei mir Teil 2 da gut gefallen hat, nur bei Teil 1 und 3 waren mir die Abweichungen dann doch zu extrem, da sie nicht logisch und nachvollziehbar waren. Auch bei ‘Under The Dome’ hätte man sich wohl eher an die Buchvorlage halten sollen, weil man da durch die Veränderungen leider die komplette Geschichte zerstört hat. Schade.
Abseits davon habe ich aber sogar Verfilmungen, die mir besser als die Bücher gefallen. Das ist bei ‘Gossip Girl’ oder ‘Pretty Little Liars’ der Fall, weil man da die Schwächen in den ersten Staffeln ausmerzt und die Figuren mehr Facetten erhalten. Auch bei ‘Vampire Diaries’ sind die Figuren wesentlich vielschichtiger als in den Büchern. Toll finde ich auch die Dan Brown Verfilmungen oder ‘Die Tribute von Panem’ sowie ‘Outlander’.
LG, Nicole #litnetzwerk
24. September 2018 | 14:51
‘Gone Girl’ und die ‘Harry Potter’ Filme finde ich auch großartig, wobei ich nicht sagen würde, dass die ‘Harry Potter’ Filme besser sind als die Bücher, soweit würde ich dann nicht gehen. Bei ‘Gone Girl’ fehlt mir der Vergleich zum Buch – Thriller schaue ich, wie gesagt, tatsächlich lieber als Film, Bücher aus diesem Genre lese ich ausgesprochen selten.
Bei ‘Shadowhunters’ stimme ich dir zu, Katherine McNamara gefällt mir als Clary auch überhaupt nicht. Du hast völlig recht, was bringt die passende Optik, wenn die Figur bzw. die schauspielerische Leistung darunter leidet?
Ich würde nicht einmal sagen, dass ich grundsätzlich gegen gravierende Änderungen bin. ‘The Princess Diaries’ gehört nach wie vor zu meinen Lieblingsfilmen, auch wenn der Film mit den Büchern sehr wenig gemein hat, es handelt sich vielmehr um eine lose Zusammenfassung der ersten drei Bände. Lediglich die Charaktere stimmen mit der Romanvorlage überein. Dennoch ist der Film für sich genommen gut gelungen.
Bei den Verfilmungen von ‘Die Bestimmung’ mochte ich persönlich den ersten Teil sogar am liebsten, der zweite war noch ganz gut. Aber den dritten haben sie total verhunzt, sodass es mich gar nicht gewundert hat, dass der finale Film nicht mehr zustande kam. Ärgerlich war es natürlich trotzdem. Das lag für mich aber weniger an den Abweichungen von der Vorlage und vielmehr an dem Umstand, dass die Filmemacher inkonsequent waren. Der dritte Teil passt nicht zu den vorherigen, die Änderungen wurden einfach nicht richtig durchdacht. Im ersten Film passt Tris nur zu drei Fraktionen, im dritten Film ist sie auf einmal aber zu 100% divergent, was bedeuten würde, dass sie zu allen fünf Fraktionen passen würde, usw.
Bei ‘Under the Dome’ kenne ich nur die Serie, da kannich also nicht mitreden, inwieweit die Geschichte zerstört wurde. Als Zuschauer habe ich mich aber zumindest ganz gut unterhalten gefühlt.
Auch bei ‘Gossip Girl’, ‘Pretty Little Liars’ und ‘Vampire Diaries’ kenne ich nur die Adaptionen und habe, ehrlich gesagt, auch kein großes Interesse an den Büchern dazu, zumal ich nun schon öfter gehört habe, dass die Serien besser sein sollen. Bei ‘Gossip Girl’ hat mir zudem das Ende die gesamte Serie ruiniert.
‘Die Tribute von Panem’ finde ich ebenfalls großartig, genauso wie die Dan Brown Verfilmungen. Letzteres schaue ich mir wiederum nur als Film an. Bei ‘Outlander’ kenne ich bisher nur die fantastische Serie, hier spiele ich aber noch mit dem Gedanken vielleicht irgendwann einmal die Bücher zu lesen.