[Lesung] Isabel Bogdan

25. August 2020 | 21:06 | Erlebt

Am 09. März 2016 habe ich in der Buchhandlung ocelot in Berlin die überaus gut besuchte Lesung der Autorin und Übersetzerin Isabel Bogdan aus ihrem kürzlich erschienenen Roman Der Pfau besucht. Nach einer kurzen Vorstellung der Autorin durch die Moderatorin Katy Derbyshire, selbst Übersetzerin, erzählte sie ein wenig über sich und ihr neues Werk.

Das schottische Setting kenne sie deshalb so gut, weil sie selbst auf genau dem gleichen Anwesen gewesen sei. Dort habe man ihr die Geschichte von dem verrückten Pfau erzählt und sie habe sie so abgefahren gefunden, dass sie unbedingt ein Buch daraus habe machen wollen, natürlich mit Erlaubnis. Ursprünglich sei nur eine kurze Geschichte geplant gewesen, später habe sie dann einen Roman daraus gemacht. Um ihn jemals fertig zu schreiben, habe sie jedoch den Termindruck gebraucht, daher habe sie sich eine Agentin geholt – weniger für die Verlagskontakte, sondern hauptsächlich zum Peitsche schwingen.

Auf die Bitte der Moderatorin trug Isabel Bogdan dann in sehr amüsantem Ton den Anfang des Buches vor und erntete dabei viele Lacher. Danach setzen die beiden ihr Gespräch fort, das die ganze Zeit über ausgesprochen unterhaltsam war.

Das Cover liebe die Autorin total, im Sommer könne man damit bestimmt sogar super flirten. Die Moderatorin möge hingegen vor allem das authentische Setting, einschließlich der ungenügenden Sanitäranlagen. Isabel Bogdan habe über diese Klischées gar nicht nachgedacht, weil sie bereits seit 25 Jahren zu diesem Anwesen fahre und daher alles genau kenne. Das Anwesen sei gefühlt am Ende der Welt, also sehr abgeschieden, trotzdem sei Leben in der Bude, da die Tür immer offen stehe. Deshalb fahre sie da auch so gerne hin.

Welche Schauspieler sie sich für ihre Figuren wünschen würde? Die Autorin hatte etwas Mühe darauf eine Antwort zu finden, da sie keine große „Filmguckerin“ sei. Sie könne sich Charlotte Rampling als Lady, Andie MacDowell als die Chefin und Emma Watson als Teambuilderin vorstellen. Als Lord würde sie sich Alan Rickman wünschen, sofern das noch möglich wäre. „Wenn die BBC das dann jetzt bitte kaufen würde?“

Schreiben und Übersetzen seien für sie zwei völlig verschiedene Sachen und beide auf ihre eigene Weise sehr schwierig. Wie wahrscheinlich nahezu jeder andere Übersetzer, habe sie es immer gehasst gefragt zu werden, ob sie nicht auch einmal etwas Eigenes schreiben wolle, weil dadurch unterschwellig suggeriert werde, dass jeder Übersetzer eigentlich lieber selbst schreiben würde und vielleicht nur nicht dazu in der Lage sei. Tatsächlich sei sie eher über das Bloggen als das Übersetzen zum Schreiben gekommen und habe es irgendwann einfach einmal ausprobieren wollen etwas Fiktionales zu schreiben. Nachdem sie als Übersetzerin immer fremde Stimmen hätte nachahmen müssen, habe sie als Autorin aber erst einmal ihren eigenen Stil finden müssen. Der „Sound“ sei hingegen durch die Figuren vorgegeben gewesen und sie habe versucht einen britischen, ironischen und unterkühlten Ton anzuschlagen.

Isabel Bogdan habe eigentlich immer geglaubt, dass Schreiben viel schwieriger sei als Übersetzen, Zoë Beck sei da jedoch anderer Meinung gewesen: Sie könne ihre Gedanken als Autorin so zum Ausdruck bringen, wie sie es wolle, während ein Übersetzer darüber nachdenken müsse, wie der Autor etwas auf Deutsch ausgedruckt hätte, wenn er das Buch auf Deutsch geschrieben hätte. Wenn sie [Zoë Beck] Mist schreibe, könne sie es einfach löschen, ein Übersetzer könne es hingegen höchstens schön umschreiben, müsse aber grundsätzlich auch inhaltlichen Blödsinn drin lassen. Zoë Beck habe Isabel Bogdan demnach einen neuen Blickwinkel gezeigt, als sie beim Shoppen einmal darauf zu sprechen kamen.

Es folgte ein weiterer, in der Tat sehr amüsanter Ausschnitt aus Der Pfau, der laut der Moderatorin immer lustiger werde, ehe das Interview fortgesetzt wurde.

Der Lord und die Lady hätten, im Unterschied zum Anwesen, keine realen Vorbilder und seien somit rein fiktiv. Die Banker haben einen größtmöglichen Gegensatz zum einfachen Leben auf dem Land bilden sollen und seien das eleganteste gewesen, das ihr eingefallen sei. Für die Autorin hätten auch alle Figuren ein konkretes Gesicht gehabt, obgleich im Buch selbst keine Äußerlichkeiten beschrieben werden.

Beim Schreiben habe es sie sehr beruhigt, dass andere Autoren ebenfalls behaupteten, gar nicht zu wissen, wie das eigentlich gehe, denn so sei es auch Isabel Bogdan gegangen. Insgesamt habe sie während des Prozesses allerdings kaum Dinge streichen müssen, abgesehen von einer Randfigur, die ihr kurzzeitig durch den Kopf gegangen sei.

Was sie den Übersetzern ihres Romans raten würde? Sie würde einfach darauf vertrauen, dass sie ihren Job richtig machen, weil sie sich das auch immer erhoffe. Es sei ihr auch nicht schwer gefallen das Buch für die Hörbuch-Produktion in gewisser Weise aus der Hand zu geben. Christoph Maria Herbst verstehe schon etwas von seinem Handwerk.

Zum Ende der Lesung betonte die sympathische Autorin noch einmal, wie sehr sie sich über die große Begeisterung der Leser, des Handels und der Internetgemeinschaft freue. Sie könne es immer noch nicht ganz begreifen und habe nicht mit diesem Erfolg gerechnet. Sie freue sich über jede Rezension, solange sie freundlich sei. Das Medium, also ob Blog oder Zeitung, wäre ihr egal, entscheidend sei allein die Qualität. Über manch eine Blog-Rezension freue sie sich ebenso sehr wie über eine Besprechung in einer Zeitung. Sie könne aber auch verstehen, wenn Blogger, die sonst nur Fantasy lesen, mit ihrem Buch nicht viel anfangen können.

Isabel Bogdan wollte auch 2016 wieder auf dem besagten Anwesen Urlaub machen und habe auch keine Angst vor neuen Pfau-Touristen. Schade sei nur, dass die Original-Gastgeber kein Deutsch und daher auch das Buch nicht lesen könnten, auch wenn sie natürlich ein Exemplar von ihr bekommen hätten.




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