[Ausprobiert] reBuy

11. Juni 2020 | 22:15 | Getestet

Da ich im Allgemeinen sehr pingelig bin, was den Zustand meiner Bücher betrifft, kaufe ich nur sehr selten gebrauchte Bücher. Wenn überhaupt, dann eigentlich nur noch in bestimmten, ggf. antiquarischen Buchhandlungen vor Ort, in denen ich mir das Buch vor dem Kauf ansehen kann. Vor allem aus finanziellen Gründen habe ich in der Vergangenheit natürlich trotzdem das eine oder andere gebrauchte Buch online bestellt. Ein paar Mal habe ich mein Glück bei ebay versucht – mit mäßigem Erfolg und die Rückabwicklung ist mir dort in der Regel einfach zu anstrengend, so sie denn überhaupt möglich ist. Vor einigen Jahren hatte ich dann einmal bei medimops bestellt, hauptsächlich Titel, die im regulären Handel bereits vergriffen waren. Von dem Zustand der Bücher war ich allerdings so enttäuscht, dass ich die gesamte Bestellung zurückgeschickt hatte.

Seitdem hat sich auf dem Gebrauchtmarkt einiges getan und es gibt inzwischen zahlreiche weitere Internetseiten, die zum Teil sogar ausschließlich gebrauchte Sachen verkaufen. Wegen meiner schlechten Erfahrungen mit gebrauchten Büchern war ich bislang zurückhaltend, aber wie heißt es so schön? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, daher habe ich im April letzten Jahres spontan eine Bestellung bei reBuy aufgegeben. Im schlimmsten Fall hätte ich eben auch diese vollständig retourniert, doch dazu kam es nicht, denn alles in allem wurde ich tatsächlich positiv überrascht. [Um Versandkosten zu sparen, habe ich mehrere Taschenbücher für eine Freundin mitbestellt, meine Bewertung bezieht sich aber lediglich auf die Titel, die ich für mich bestellt habe.]

Zunächst ein paar Worte zur Navigation auf der Website, wobei ich persönlich bloß nach Büchern gesucht habe. Die einzelnen Filter hinsichtlich der Suchergebnisse sind bei Büchern auf jeden Fall noch ausbaufähig. Neben dem Preis und dem Zustand wäre es nämlich sehr hilfreich beispielsweise nur bestimmte Formate (Hardcover, Taschenbuch, Hörbuch) auswählen zu können, was zumindest zum Zeitpunkt meiner Bestellung leider noch nicht möglich war. Dafür kann man aber immerhin einfach in bestimmten Genres stöbern. Nach meinem rein subjektiven Empfinden sind vor allem Titel erhältlich, die schon etwas älter sind. Auf gerade frisch erschienene Bücher muss man vermutlich etwas länger warten, die nützliche Option „Kaufalarm setzen“ erspart es einem jedoch ständig manuell danach suchen zu müssen und informiert registrierte Nutzer auf Wunsch per Mail, wenn ein gewünschter Titel (wieder) verfügbar ist.

Der eigentliche Bestellvorgang verlief vollkommen unproblematisch. Weniger schön fand ich hingegen, dass mir am Ende des Vorgangs eine Lieferung in 1-2 Werktagen versprochen wurde, mein Paket aber erst mehrere Tage nach Aufgabe der Bestellung versandt wurde. Zugestellt wurde es dann zwar direkt am nächsten Werktag, ich wäre allerdings viel geduldiger gewesen, wenn man mir im Vorfeld keine wesentlich schnellere Lieferung zugesagt hätte.

Doch viel wichtiger ist im Endeffekt natürlich der Zustand der gelieferten Bücher. Die Einordnung ist für mich nicht immer ganz nachvollziehbar, wodurch mich das Ganze ein wenig an Glücksspiel erinnert. Bestellt habe ich sieben gebundene Bücher in verschiedenen Zuständen: einmal „gut“, zweimal „sehr gut“ und viermal „wie neu“. Das günstigste Buch kostete gerade einmal 0,69 Euro, das „teuerste“ hatte einen Preis von 3,99 Euro. Wie man sich denken kann, war das günstigste Buch das in „gutem“ Zustand und für den Preis vollkommen in Ordnung. Die Bücher in „sehr gutem“ Zustand wiesen ein paar kleinere Mängel auf, insgesamt war der Zustand aber noch okay. Es handelt sich schließlich um gebrauchte Bücher, das sollte man dabei nicht vergessen.

Der Zustand der vier Bücher, die als neuwertig erachtet wurden, war jedoch sehr unterschiedlich. Nur eines der Bücher war meiner Ansicht nach wirklich „wie neu“ und sogar noch eingeschweißt, wobei letzteres natürlich nicht erforderlich ist, um als neuwertig zu gelten. Zwei Bücher hätte ich eher als „sehr gut“ eingestuft und das vierte hätte von mir vermutlich nicht einmal mehr ein „gut“ bekommen. Der Schutzumschlag war nach meinem Verständnis jedenfalls stark beschädigt, er hatte auf der Rückseite einen Riss und war an der gleichen Stelle auch noch umgeknickt. Damit will ich keinesfalls sagen, dass das Buch deshalb nichts mehr wert sei, es ist dann aber eben nicht mehr „wie neu“ und sollte somit zumindest in die entsprechende Kategorie eingeordnet werden. Der Zustand war allerdings bei keinem Buch so katastrophal, dass ich das Bedürfnis gehabt hätte es sofort zurückzuschicken, das möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen.

Überaus positiv überrascht hat mich zudem der gute Service. Um wegen des beschädigten Buches nach einem kleinen Preisnachlass zu fragen, habe ich beim Kundenservice angerufen, mit dem freudigen und sehr schnellen Ergebnis, dass ich das Buch behalten durfte, der Preis dafür vollständig von meiner Rechnung abgezogen wurde und ich zusätzlich noch einen Gutschein für eine neue, versandkostenfreie Bestellung erhielt. Abgesehen davon hätte ich das Buch natürlich auch einfach zurückschicken können und hätte die Rücksendung in diesem Fall selbstverständlich nicht bezahlen müssen, weil der Zustand anders war als angegeben. Dafür kann man sich online auch gleich einen kostenlosen Frankierschein erstellen lassen und ausdrucken.

Aufgrund des entgegenkommenden Services bin ich also trotz des einen beschädigten Buches insgesamt sehr zufrieden mit meiner ersten Bestellung bei reBuy. Es ist eine gute Möglichkeit vergriffene Titel oder Ausgaben – eines der von mir bestellten Bücher kann man überhaupt nicht neu kaufen, alle anderen nur noch als Taschenbuch – oder solche Bücher günstig zu erwerben, die man zum vollen Preis zum Beispiel nicht kaufen würde.

Doch auch sonst finde ich persönlich den Kauf gebrauchter Bücher nicht verwerflich. Es kann sich nun einmal nicht jeder leisten jedes Buch neu zu kaufen und viel wichtiger ist ohnehin, dass man überhaupt liest. Fast jeder Mensch freut sich ab und an über ein Schnäppchen und wegen der Buchpreisbindung ist das bei Büchern nur ausgesprochen selten möglich, insbesondere wenn man keine gebrauchten Bücher kauft. Darüber hinaus hat schließlich jeder das Recht (gedruckte) Bücher wieder zu verkaufen, genau wie bei allen anderen Gegenständen. Bei niedrigen Preisen kauft man zudem vielleicht auch mal das eine oder andere Buch, auf das man sonst gänzlich verzichtet hätte.




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