[Rezension] Häschen tröstet

23. Februar 2020 | 23:15 | Gelesen

Titel: Häschen tröstet
Autorin: Cori Doerrfeld
Originaltitel: The Rabbit Listened
Erstveröffentlichung: 2018
Übersetzerin: Anna Kampfmann


Wissenswertes

Häschen tröstet ist ein Bilderbuch der us-amerikanischen Autorin Cori Doerrfeld, die mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Minneapolis lebt. Das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Buch wurde mittlerweile in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und hunderttausendfach verkauft.

Inhalt

Als das großartige Bauwerk aus Bauklötzen, auf das Charlie noch vor wenigen Augenblicken so stolz war, plötzlich einstürzt, ist der kleine Junge am Boden zerstört. Zahlreiche Freunde versuchen sofort ihn wieder aufzumuntern, doch ihre Methoden sind einfach nicht das richtige für ihn und helfen ihm kein Stück weiter. Erst dem Häschen, das nicht auf Charlie einredet, sondern sich einfach still zu ihm setzt und ihm Gesellschaft leistet, bis er bereit ist darüber zu reden, gelingt es schließlich das Kind zu trösten …

Kritik

Zuckersüß ist nicht nur der Name des Berliner Verlags, bei dem dieser Titel erschienen ist, sondern auch dieses wahnsinnig zauberhafte Bilderbuch, das zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat und von der New York Times völlig zu Recht zum „Kinderbuch des Jahres“ gekürt wurde. Wer eine Schwäche für Bilderbücher hat, sollte sich dieses also unbedingt näher anschauen.

Ohne viele Worte erzählt Cori Doerrfeld eine überaus empfehlenswerte und wahrlich zu Herzen gehende Geschichte, die einen am Ende sogar zu Tränen rührt. Das Buch enthält nur wenige Sätze, insofern typisch für ein Bilderbuch, zwischen den Zeilen steht aber noch so viel mehr, wodurch Häschen tröstet zweifellos aus der Masse heraussticht – im besten Sinne.

Der kleine Charlie erlebt darin zum ersten Mal so weniger erfreuliche Emotionen wie Frust, Schmerz, Traurigkeit und Verlust. Doch die mit Sicherheit gut gemeinten Ratschläge und Kommentare der vielen Tiere, die ihn aufmuntern wollen, sind nicht hilfreich und sie schaffen es daher nicht ihn zu trösten. Das gelingt erst dem kleinen Häschen und zwar nicht mit Worten, sondern schlicht und ergreifend mit seiner Anwesenheit und indem es Charlie zuhört. Zuhört, als er sich Wut und Frustration schließlich von der Seele redet. Zuhört, ohne zu kommentieren oder zu urteilen. Zuhört – und einfach für ihn da ist.

Damit vermittelt die Autorin eine wunderbare, allgemeingültige Botschaft, die Erwachsene ebenso wie Kinder betrifft, sodass man beim Lesen sogar noch etwas lernen kann. In bestimmten Situationen will man einfach keine Ratschläge zu hören bekommen, die womöglich sowieso nicht weiterhelfen, da jeder Gefühle auf eine andere Weise und in einem anderen Tempo verarbeitet. Manchmal braucht man einfach nur jemanden, der zuhört und einem still Gesellschaft leistet, bis man bereit ist darüber zu reden, damit man weiß, dass man nicht allein ist. Auch Eltern sollten sich das zu Herzen nehmen, da es für Kinder eben gelegentlich viel tröstlicher ist, wenn man ihnen zuhört statt beharrlich nachzubohren, selbst wenn es noch so schwer fällt darauf zu warten, dass das Kind bereit ist sich zu öffnen und sich seinen Eltern anzuvertrauen.

Die niedlichen Illustrationen, die vergleichsweise schlicht gehalten sind und ihre Wirkung dadurch umso besser entfalten können, machen dieses einzigartige Buch ebenfalls zu etwas ganz Besonderem. Die Zeichnungen und Wörter wirken auf den ersten Blick ganz simpel, drücken auf den zweiten jedoch so viel aus, schon allein durch Charlies Mimik und Gestik. Es ist in den meisten Fällen gar nicht notwendig seine Emotionen zu benennen, denn man kann sie ihm direkt vom Gesicht ablesen und mitunter sogar sich selbst darin wiedererkennen.

Fazit

Häschen tröstet ist definitiv eines der besten Bilderbücher der letzten Jahre!





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