Wie ihr euch vermutlich denken könnt, liebe ich Lesungen und ich freue mich immer, wenn ein für mich interessanter Autor mal nach Deutschland bzw. Berlin kommt. Ich finde es toll zu beobachten, dass viele Buchliebhaber für so ein Ereignis zusammen kommen und habe auf diese Weise schon mehrfach nette Bekanntschaften gemacht. Was mir aber definitiv nicht gefällt, sind Schulklassen als Besucher. Die meisten Schüler haben keinerlei Interesse an der Lesung und verhalten sich, je nach dem wie alt sie sind, teilweise sehr unhöflich gegenüber den Autoren. So war es leider auch an diesem Tag bei Jay Asher. Es war zwar voll, was für den Autor sicher toll war, aber auch unheimlich laut und viele Jugendliche waren selbst nach mehrmaliger Aufforderung einfach nicht still. Je mehr Zeit verging, desto lauter wurden sie und desto mehr Schüler jammerten, dass sie endlich nach Hause wollten, obwohl viele andere Besucher natürlich froh darüber waren, dass die Lesung nicht nach exakt sechzig Minuten einfach abgebrochen wurde. Das finde ich sehr schade und obwohl ich selbstverständlich dafür bin Jugendliche für Literatur zu begeistern und ich zu Schulzeiten nur zu gern mal eine Lesung besucht hätte, fände ich es doch besser, wenn nur die Leute zu der Lesung kämen, die auch tatsächlich Freude daran haben. Das spürbare Desinteresse etlicher Schüler und ihre Respektlosigkeit gegenüber den Beteiligen, ob nun Autor, Moderator oder Sprecher/Leser, sorgt nämlich mit Sicherheit nicht dafür, dass so ein Autor gern noch einmal zu uns kommen möchte.
Doch nun zum positiven Teil, denn insgesamt bin ich dennoch froh die Lesung nicht verpasst zu haben. Der Moderator, der auch den Autor interviewte, war sehr sympathisch und auch kompetent genug das Gesagte zwischen Deutsch und Englisch hin und her zu übersetzen, was häufig leider nicht der Fall ist. Nach einer kurzen Vorstellung des Autors und des betreffenden Buches wurden abwechselnd je zwei Szenen des Buches auf Deutsch und Englisch vorgetragen. Den englischen Part, aus der Sicht von Josh, übernahm dabei Jay Asher selbst, während die deutschen Passagen aus Emmas Perspektive von einer Schauspielerin vorgetragen wurden, die wohl auch das Hörbuch spricht. Beide haben sehr schön vorgelesen und konnten wenigstens ein paar Schüler wirklich neugierig auf das Buch machen.
Zwischendurch sowie nach den vier Szenen hat Jay Asher, der sogar zugab das College abgebrochen zu haben um Autor zu werden, einige Fragen beantwortet. Manche wurden vom Moderator gestellt, viele kamen aber auch aus dem Publikum. So erfuhr ich, dass es vermutlich keine Fortsetzung zu Wir beide, irgendwann – das übrigens schon in 15 Sprachen erschienen ist – geben wird, da die beiden Autoren selbst noch nicht wissen, wie die Zukunft von Emma und Josh aussehen soll, auch wenn sie kurz über ein Sequel nachgedacht haben. Sie wollten die allgegenwärtige Frage für Jugendliche nach ihrer Zukunft mit Social Media verbinden und haben sich dann entschieden Facebook konkret zu nennen anstatt es nur als Vorbild zu nehmen. Er und Carolyn Mackler haben sich die Kapitel während des Schreibens hin und her geschickt und bis zu zwanzig mal immer wieder mit Änderungen versehen bis sie beide damit zufrieden waren. Vielleicht werden sie irgendwann noch einmal ein Buch zusammen schreiben, weil ihnen das gemeinsame Brainstorming so gefallen hat, im Moment arbeitet aber wieder jeder für sich.
Die folgende amüsante Anekdote wird mir zu diesem Buch jedoch sicher besonders im Gedächtnis bleiben: Jay Asher wollte das Buch unbedingt vor der Geburt seines Kindes fertig stellen und genau an dem Tag, an dem sie das Buch an den Verlag übergaben, bekam seine Frau schließlich Wehen.
Er berichtete außerdem, dass die Filmrechte an dem Buch schon von Warner gekauft wurden und er das fertige Drehbuch sogar bereits gelesen hat.
Zum Abschluss wurde dann noch einmal ein Kapitel auf Deutsch vorgelesen, ehe sich dann eine lange Schlage vor dem Signiertisch bildete. Ich wartete bis der größte Andrang vorbei war und nutzte nach dem Signieren meiner beiden Bücher noch die Chance mich kurz mit dem sympathischen Autor zu unterhalten. Ich befragte ihn zum Status der Verfilmung von Thirteen Reasons Why bzw. Tote Mädchen lügen nicht, aber leider konnte er mir nicht mehr sagen, als dass das Drehbuch fertig ist und Selena Gomez nach wie vor die Hauptrolle spielen soll. Dafür bekam ich eine andere interessante Information, die sich alle Gegner der Schauspielerin mal hinter die Ohren schreiben sollten: Ohne Selena Gomez gäbe es (noch) keine Verfilmung des Buches! Sie war diejenige, die Jay Asher nach dem Lesen des Buches wegen eines Films kontaktiert hat, weshalb sie nicht nur die Hauptrolle spielen, sondern auch als Produzentin auftreten wird. Außerdem sorgt sie dafür, dass Jay Asher als Autor in das Projekt involviert wird und Ratschläge geben kann, was in der Regel nicht der Fall ist. Laut dem Autor versteht sie das Buch und die Hauptfigur sehr gut, und das ist doch das Entscheidende.
Ich freue mich nach diesem Tag jedenfalls sehr auf das neue Buch und die zwei kommenden Verfilmungen!
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