Erzählen Sie uns doch bitte etwas über Ihren Beruf. Was gehört alles zu Ihren Aufgaben und wie sieht für Sie ein typischer Arbeitstag aus?
Als Auslandslizenzmanagerin ist es mein Ziel, für möglichst viele unserer deutschsprachigen Originalwerke ausländische Verlage zu finden. Den größten Teil des Jahres sitze ich daher am Schreibtisch und korrespondiere mit internationalen Verlagen, stelle – größtenteils englischsprachige – Informationen zu unseren Autoren und ihren Werken zusammen, bereite unsere Foreign Rights Kataloge vor und stelle Verträge aus, wenn Angebote eingegangen sind. Besonders spannend und schön ist mein Job jedoch während der internationalen Buchmessen. Dort treffe ich Lektoren, Verleger und Agenten aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt persönlich und aus dem direkten Kontakt entwickeln sich zumeist ganz von selbst Ideen, welche unserer Autoren für das Gegenüber interessant sein könnten und auch sehr herzliche Beziehungen.
Welche Vor- bzw. Nachteile hat Ihr Job? Was gefällt Ihnen besonders gut, was mögen Sie nicht so sehr?
Größter Vorteil: s. o. Außerdem gefällt mir die Mischung aus inhaltlichem Arbeiten und handfesten Ergebnissen sehr, d. h. dem Kalkulieren von Angeboten und dem Ausstellen von Verträgen. Ganz furchtbar finde ich die Organisation des Zahlungsverkehrs, zu dem oft auch Anträge zur Steuerfreistellung etc. gehören.
Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen? Was haben Sie studiert und was mussten Sie sonst noch in Vorbereitung darauf absolvieren, z.B. Praktika, Volontariate, etc?
Als ich mein Studium begonnen habe, wusste ich ehrlich gesagt noch gar nicht, wie gut meine Fächerkombination für den Lizenzbereich geeignet ist: Ich habe in Mainz im Hauptfach Buchwissenschaft studiert und in den Nebenfächern Spanisch und BWL. Während meines Studiums habe ich Praktika in unterschiedlichen Verlagsbereichen absolviert: Von der Presse über das Lektorat bis zur Lizenzabteilung. Während meines Volontariats bei der Frankfurter Verlagsanstalt habe ich dann schon den Lizenzbereich als meine Herzensangelegenheit erkannt.
Welche Anforderungen werden heute an jemanden gestellt, der diesen Beruf gern ergreifen möchte? Ist ein Studium erforderlich? Wenn ja, welche Fachrichtung? Muss man vorher (viele) Praktika und Volontariate absolvieren? Werden besondere Fremdsprachenkenntnisse oder ähnliches gefordert?
Es gibt ganz unterschiedliche Wege in die Lizenzabteilung. Am häufigsten scheinen mir Geisteswissenschaftler unterschiedlicher Studienrichtungen vertreten zu sein, die über ein Volontariat einsteigen. Generell sollte man kommunikativ und offen sein, im Auslandslizenzbereich sehr gute Englischkenntnisse haben und möglicherweise auch weitere Fremdsprachen sprechen.
Können Sie etwas über die heutige Situation auf dem Arbeitsmarkt in Ihrem Berufsfeld sagen? Hat man mit der richtigen Ausbildung (und Motivation) eine gute Chance einen Job in der Lizenzabteilung eines Verlages zu bekommen?
Das kann ich nicht pauschal beantworten. Da die Vermarktung und Verwertung digitaler Rechte zu den typischen Aufgaben des Lizenzbereichs noch hinzukommt, sollten die Rolle und damit auch der Personalbedarf in Lizenzabteilungen derzeit größer werden.
Arbeiten in Ihrem Beruf hauptsächlich freie Mitarbeiter oder ist eine Festanstellung wahrscheinlich?
In den Lizenzabteilungen sind hauptsächlich feste Mitarbeiter tätig.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage, sofern Sie nichts dagegen haben: Wenn Sie noch einmal die Chance hätten sich völlig frei zu entscheiden, würden Sie dann einen anderen Beruf oder wieder genau Ihren jetzigen wählen?
Also, wenn ich nochmals von vorne anfangen könnte, würde ich sogar mit weniger Umwegen bei den Auslandslizenzen landen wollen.
10. März 2012 | 00:40
Erneut ein lesenswertes Interview. Sehr interessant und seit einiger Zeit suche ich schon nach dem Namen eines bestimmten Studienfaches und habe ihn eben gefunden/gelesen! :) Buchwissenschaften! :D