Die „Buchvorstellung“ fand am Nachmittag im Kulturkaufhaus Dussmann statt und war ausgesprochen gut besucht; es waren sogar mehr Leute gekommen als letztendlich in den Raum hineingelassen wurden. Umso enttäuschender war dann die Nachricht gleich zu Beginn, dass die Autorin für die gesamte Veranstaltung gerade einmal 60 Minuten Zeit hätte und man sich dennoch für ein Gespräch mit anschließender Signiermöglichkeit entschieden hätte, statt eine reine Signierstunde daraus zu machen. (Eine Lesung im eigentlichen Sinn fand dementsprechend gar nicht statt.)
Diese Entscheidung kann ich, insbesondere in Anbetracht der vielen Fans, die nur wegen Cecelia Ahern gekommen waren und möglicherweise sogar eine weite Anreise auf sich genommen haben, nicht nachvollziehen. Abgesehen davon, dass ich eine Stunde generell als viel zu wenig Zeit empfinde, egal für welche Art von Veranstaltung, also selbst für eine reine Signierstunde, worauf Dussmann aber vielleicht keinen Einfluss hatte, war ab diesem Moment klar, dass vermutlich nicht einmal die Hälfte aller Anwesenden eine Signatur bekommen würde. Es handelte sich jedoch um den einzigen Termin in Berlin und wurde so vorher natürlich auch nicht angekündigt. Sehr schade.
Moderatorin Shelly Kupferberg begrüßte die sympathische Cecelia Ahern dann auf der Bühne, stellte zunächst die Autorin sowie ihren neuen Roman ausführlich vor – unnötig, wenn ihr mich fragt, vor allem, wenn die Zeit ohnehin so knapp ist – und stellte der Autorin anschließend einige Fragen. Den Sturm in Deutschland habe sie gut überstanden. Da der Bahnverkehr eingestellt wurde, haben sie aber aufs Auto umsteigen müssen, was regelrecht zu einem kleinen Road Trip durch das Land geführte habe.
Wenn sie etwas schreibe, dann in erster Hinsicht für sich selbst, obwohl sie sich ihrer Fans natürlich bewusst sei. Bei traurigen Szenen müsse sie selbst am Schreibtisch weinen und bei lustigen lachen, das sei die erste Voraussetzung, nur so funktioniere das Schreiben für sie. Ihre Mutter sei es gewesen, die sie damals überredet habe, P.S. Ich liebe dich, das sie eigentlich ebenfalls nur für sich selbst geschrieben habe, einem Agenten zu zeigen, um herauszufinden, ob sie wirklich Talent habe. Der Rest sei Geschichte.
Zu So klingt dein Herz sei sie von einem kurzen Dokumentarfilm von David Attenborough über den Lyrebird (auf Deutsch: Leierschwanz) inspiriert worden, den sie zusammen mit ihrer Tochter gesehen habe. Sie sei fasziniert gewesen von den Fähigkeiten des Vogels, der alle Geräusche in seiner Umgebung perfekt nachahmen kann, und habe eine Figur mit der gleichen Fähigkeit kreieren wollen. Außerdem seien die Vögel monogam und würden lange nach dem richtigen Partner suchen, deshalb sei auch wieder eine romantische Liebesgeschichte in dem Buch enthalten.
Liebe würde in unterschiedlichen Formen immer eine Rolle in ihren Werken spielen, jedoch nicht immer unbedingt im romantischen Sinne, so wie dieses Mal. Darüber hinaus sei sie fasziniert vom menschlichen Geist und seiner Stärke. Sie wolle zeigen, wie sich Charaktere, die sich zum Anfang einer Geschichte an einem Tiefpunkt befänden, davon befreien und wieder auf die Beine kommen, sich aufrappeln. Das verbinde gewissermaßen all ihre Romane.
Menschliche Beziehungen in all ihren Facetten fände sie ebenfalls äußerst interessant, daher beobachte sie gern andere Menschen. Dabei würde sie allerdings wirklich nur als Beobachterin in Erscheinung treten und nicht unbedingt gut zuhören, denn wie vielen Menschen heutzutage fehle ihr dafür einfach die Zeit.
Spannend finde sie die zwischenmenschlichen Interaktionen vor allem deshalb, weil wir nur dadurch lernen würden, wer wie wirklich sind. Das müsse auch die Protagonistin in So klingt dein Herz erfahren. Sie erlebe zum ersten Mal Situationen, in denen sie zuvor noch nie gewesen sei, da sie nie viel mit anderen Menschen zu tun gehabt habe. Sie mache eine große Veränderung durch und müsse sich schließlich entscheiden, was ihr wichtig sei.
Seit Cecelia Ahern selbst Mutter ist, habe sie viel weniger Zeit für viel mehr Dinge und Vieles in ihrem Leben habe sich verändert. Infolgedessen arbeite sie konzentrierter und habe sich weiterentwickelt. Ihre Art zu schreiben habe sich dadurch sogar verbessert, weil sie ihre neuen Erfahrungen einfließen lasse. Die vielen Fragen, die Kinder stellten, ließen einen mehr über die Welt nachdenken und würden sie persönlich sehr inspirieren, sie auf neue Ideen bringen.
Damit endete das Gespräch nach ca. 20-25 Minuten auch schon, leider ohne dass dem Publikum die Möglichkeit gegeben worden war, Fragen beizusteuern. Anschließend konnte man sich Bücher signieren lassen, wurde jedoch wegen des enormen Zeitdrucks augenblicklich darauf hingewiesen bloß kein Gespräch mit der Autorin anzufangen.
Glücklicherweise hatte ich einen Platz in der ersten Reihe ergattert und stürzte sofort zum Signiertisch, statt wie sonst bis zum Schluss zu warten, um am Ende nicht mit unsignierten Büchern wieder nach Hause zu fahren. Obwohl ich zweifelsfrei als allererstes am Signiertisch stand, hat es zwar dennoch eine andere Frau geschafft sich vorzudrängeln, darauf kam es mir letztlich allerdings nicht an. Zum Glück war ich – wie immer – gut vorbereitet und hatte alle meine Bücher schon mit Post-its mit meinem Namen darauf versehen, sonst hätte ich wohl keine persönliche Widmung bekommen, es wäre nämlich keine Zeit dafür gewesen das vor Ort erst noch vorzubereiten als irgendwann Zettel verteilt wurden.
Außerdem ließ ich es mir natürlich nicht nehmen Cecelia Ahern wenigstens zu sagen, wie begeistert ich von ihrer dystopischen Dilogie war. Zumindest eine Frage konnte ich bei der Gelegenheit ebenfalls noch loswerden. Ja, sie wird auf jeden Fall weitere Jugendbücher schreiben. Für diese Antwort – und die signierten Bücher – hat sich die gehetzte Veranstaltung am Ende immerhin gelohnt.
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